Der Streit um eine bessere Anbindung der Gedenkstätte hätte aus Sicht Morschs längst gelöst werden können. Nun sei ausgerechnet die Stadt mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt worden. "Da macht man den Bock zum Gärtner", sagte Morsch am Donnerstag während der Jahrespressekonferenz der Stiftung. Oranienburg habe es jahrzehntelang versäumt, den Zugang zur Gedenkstätte zu verbessern. Weil die Stadt einen vom Besucherzentrum weit entfernt liegenden Parkplatz für Busse favorisiere, könne sie kaum ein neutrales Gutachten liefern. "Da bin ich misstrauisch", sagte Morsch. Die Stiftung bestehe auf der jetzigen Führung der Besucher. Diese sei Teil des erfolgreichen Konzepts.
Eine vom Kulturministerium beauftragte Besucheranalyse hatte ermittelt, dass jährlich 250 000 Besucher mit dem Bus vom Bahnhof zur Gedenkstätte fahren würden. Zur Zeit fährt aber nur ein Bus pro Stunde. Über die Finanzierung für ein besseres Busangebot gab es einen heftigen Streit mit internationaler Resonanz. "Die Analyse hat unsere Annahmen und Zählungen bestätigt", sagte Morsch. Passiert sei dennoch nichts.
Morsch, der zur Jahresmitte nach 25 Jahren aus dem Amt scheidet, schaute mit Stolz ,aber durchaus auch selbstkritisch auf seine Tätigkeit zurück. Er habe es nicht geschafft, Sachsenhausen als Teil der Berliner Erinnerungskultur zu etablieren. Er bot Dauerleihgaben aus dem Depot für die Darstellung der Berliner Geschichte im entstehenden Humboldt-Forum an. Morsch kritisierte zudem die völlig unzureichende finanzielle und personelle Ausstattung der Gedenkstätte Sachsenhausen. Die deutschen Gedenkstätten müssten sich zugleich fragen, wo sie in ihrer Bildungsarbeit versagt hätten, wenn heute wieder eine Partei mit Parallelen zu nationalsozialistischen Ideologien im Bundestag vertreten sei.
(Kommentar Seite 2; Seite 3)
Leserforum
Ihr Kommentar zum Thema