Vorstandskollege und Jungliberalen-Chef Lasse Becker mahnte in der "Bild"-Zeitung: "Wir brauchen eine umfassende Fehleranalyse, die nichts und niemanden ausnimmt." Neben Westerwelle gerate vor allem sein Parteivize und Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle sowie die Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Birgit Homburger, immer stärker unter Druck, hieß es in dem Bericht. Auf der Vorstandssitzung am Montag müssten beide mit heftiger Kritik und Rücktrittsforderungen rechnen, berichtete die Zeitung unter Berufung auf FDP-Spitzenpolitiker.
Auch der frühere Bundesinnenminister Gerhart Baum (FDP) forderte als Konsequenz aus dem Wahldebakel seiner Partei personelle Konsequenzen. "Die FDP hat massive strukturelle und personelle Probleme", sagte Baum der "Berliner Zeitung". Es sei dringend an der Zeit, dass jüngere, begabte Politiker in der Partei in die erste Reihe rücken. Die Niederlage bei den Landtagswahlen sei der Beleg, dass die FDP "das Vertrauen eines großen Teils der liberalen Wähler verspielt hat". Das zeige einen Trend, der seit einem Jahr anhalte und sich immer weiter verschärfte, erklärte Baum.
Die Zukunft Westerwelles ließ Baum offen. Zwar wolle er dem Bundesparteitag der FDP im Mai in Rostock nicht vorgreifen, "aber es ist festzuhalten, dass Westerwelle seit einem Jahr alles versucht hat, den Abwärtstrend der FDP umzukehren. Das ist ihm nicht gelungen", sagte Baum der "Berliner Zeitung". Gleiches gilt nach Ansicht von Baum für Wirtschaftsminister Brüderle.
Schleswig-Holsteins FDP-Fraktionschef Wolfgang Kubicki forterte nach den Wahlschlappen einen Kurswechsel und personelle Konsequenzen in der Bundespartei. "Die FDP muss sich inhaltlich und personell anders aufstellen als bisher", sagte Kubicki dem "Hamburger Abendblatt". Verantwortlich für das schlechte Abschneiden der FDP machte Kubicki insbesondere Bundestags-Fraktionschefin Homburger.