Vor 100 Jahren wurde die Volkshochschule in Deutschland gegründet. Dieses Ereignis führte am Freitagabend Mitarbeiter aus den drei Regionalstellen Templin, Prenzlau und Angermünde sowie weitere Gäste zu einer kleinen Festveranstaltung im Templiner Rathaus zusammen. Einem interessanten Vortrag folgten Gespräche bei einem Imbiss. Landrätin Karina Dörk überbrachte ihre Glückwünsche ebenso wie der Templiner Bürgermeister Detlef Tabbert.
Erste Einrichtung in Templin
Die Templiner Volkshochschule war die erste, die in der Region gegründet wurde. Die Regionalstellenleiterin Teodora Ansaldo hatte einige Dokumente dabei, die sowohl das Gründungsdatum 2. Dezember 1919 als auch die demokratische Struktur belegen.
Interessante Details zur Entwicklung steuerte Professor Klaus-Peter Hufer aus Hessen in seinem Vortrag "Die Volkshochschule – Seit 100 Jahren Arbeit für Bildung und Demokratie" bei. Er verteidigte die Volkshochschule, die in hochkulturellen Medien oft mit Häme in Verbindung gebracht wird. "Die Süffisanz und Arroganz ist absolut ungerecht. Es ist ein Ort gelebter Demokratie", sagte er. Im August 1922 gab es in Deutschland 853 Volkshochschulen, die sich weg von der strengen Wissenschaft und Belehrung immer mehr hin zur Lebenswelt der Menschen orientierten. 1933 endete die freie, selbstständige Erwachsenenbildung, viele Volkshochschulen wurden geschlossen. Es gab aber auch geistigen Widerstand.
Nach dem Krieg orientierte man sich an der humanistischen Tradition in Deutschland. Es gab seitdem mehrere Wenden sowohl im Osten als auch im Westen. In der DDR waren Vereinheitlichung, Zentralisierung und Verschulung das Ziel. "Aber es gab auch Sprachkurse wie Englisch, Spanisch, Französisch und Portugiesisch, was die Stasi wegen eventueller Reisepläne der Teilnehmer auf den Plan rief.
In der Gegenwart habe sich die Volkshochschule fest etabliert, auch durch die Erwachsenenweiterbildungsgesetze der Länder. 2017 gab es 895 Volkshochschulen. "Die Interaktionen und Freundschaften, die hier entstehen, sind wichtig", erklärte Professor Hufer. "Die Gesellschaft driftet auseinander. Hier gerät etwas ins Wanken. Dagegen muss man sich positionieren." Er selbst beschäftigt sich derzeit stark mit politischen Stammtischparolen bestimmter Kräfte. "Wir brauchen Orte der Begegnung, deshalb brauchen wir die Volkshochschule", machte er deutlich.
Beachtliche Erfolge
Der Vortrag des Professors zeige, dass die Volkshochschulen für die Menschen ständige Begleiter waren und sind, sagte die Landrätin. "Freiwillige Teilnahme, Programmvielfalt und freiberufliche Lehrkräfte prägen ihre Arbeit. Kurze Wege und schnelles, flexibles Reagieren auf Bedürfnisse seien wichtig.
Die Volkshochschule Uckermark hat im Landkreis zwölf Lernorte, neun Angestellte und reichlich Honorarkräfte. Im Land Brandenburg hat sie die zweithöchste Angebotsquote bei der Weiterbildung. Darauf dürfe man zurecht stolz sein, ebenso auf das Alleinstellungsmerkmal der Bildung im Agrarbereich. Seit 1993 seien hier 142 Meister und 139 Landwirte ausgebildet worden. 139 Personen hätten die Ausbilder-Eignung abgeschlossen.
Seit 2015 ist die Volkshochschule Grundbildungszentrum mit dem Schwerpunkt Alphabetisierung und gab es mehr als 40 Sprachförderungskurse für Migranten. Sie ist auch Träger für Integrationskurse und zudem ein verlässlicher Partner für kommunale Einrichtungen, so Karina Dörk.