Dabei kann sich Siegfried Poppe noch an Zeiten erinnern, die heute nur am Strand eine Rolle spielen. In seiner Kindheit wurde aus Mangel an Fußballschuhen nach dem 2. Weltkrieg barfüßig, oft mit Lumpen- oder Wollknäueln als Ball, gekickt. Auch die schicken Sonntagsschuhe mussten damals, zum Ärger seiner Mutter, oftmals dafür herhalten.
Mit Beginn der Lehrzeit im RAW Eberswalde folgte die Mitgliedschaft bei den Fußballern von Lok Eberswalde in Nachwuchs- und Herrenteams. „Haudegen“ wie Rono Bode, Fritz Kulikowski, Achim Woite, Helmut Meier, Peter Lieber und Günter Heinold waren da seine Mitstreiter. Poppes Leistungen fielen auf. Er wurde in Kreis- und Bezirksauswahlteams berufen. Mit Manfred Penzlin, Heiner Becker, „Tuddel“ Prill und „Kalle“ Jordan feierte er etliche Erfolge. Dabei wurde der „kleine“ Poppe häufig im Mittelfeld und Sturm aufgestellt, zeigte Einsatz und Kampfgeist.
An der Gründung der BSG Einheit Altenhof hatte sich „Siggi“ Poppe Anfang der 60er-Jahre mit eingebracht, war Trainer und Berater. Seine berufliche Laufbahn führte ihn in den VEB Walzwerk Finow und in die Sektion Fußball der BSG Stahl. Meniskusschäden verhinderten die Fortsetzung seiner aktiven Spielerzeit. Lehrgänge und Übungsleiterbefähigungen berechtigten „Siggi“, Mannschaften bis zur DDR-Liga, zweithöchste Spielklasse der DDR, zu trainieren.
Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen stand vorerst im Mittelpunkt, welche er mit viel Elan anging. Auch die Söhne Mario und Rene sowie unzählige Freizeitkicker lernten bei ihm das ABC des Fußballs. So war er auch ein gefragter Mann bei der Sichtung und Auswahl von Talenten und ihrer Förderung. 1982 gewann er mit seinem Team bei der Kinder- und Jugendspartakiade Gold. Mit dabei war der spätere Ex-Bundesligaprofi Mike Rietpietsch aus Finow. Rietpietsch, heute 44 Jahre, wechselte 1987 an die Sportschule Frankfurt (Oder) und war später u. a. für Bayer Leverkusen, Fortuna Düsseldorf, SC Freiburg und VfL Bochum aktiv.
Finows Fußballer mühten sich bis 1972 vergeblich, um den Aufstieg in die DDR-Liga. Mit dabei „Kalle“ Kasel, Willi Gibalowski, Manfred Rittweger, Harry Sens und Trainer Werner Schwenzfeier, Hans Sylvester und „Kalle“ Korn. Für die Saison 1973/74 nahm Siegfried Poppe ohne Zögerung das ihm angebotene Traineramt an. Mit Spielern wie Horst Thieß, Volkmar Gumlich, Harald und Roland Köhle, Andreas Schmude, Manfred Wrana, Kurt Andrä, Rainer Kuntsch, Rolf Jänicke, Harald Degenhardt, Dieter Löwenberg, Rainer Rosse, Wilfried Bugge, Dietmar Schönfeld, Manfred Sass, Bernd Eichler, Helmut Engel und Bernd Ludwig lagen die Finower schnell an der Spitze der Bezirksliga Frankfurt (Oder) und hielten diese bis Saisonschluss. Gemeinsam mit dem damaligen Sektionsleiter Fred Sponner, Masseur Heinz Winnig, Mannschaftsarzt Dr. Gerhard Ziethen und Mannschaftsleiter Klaus Lorenz wurde der DDR-Liga-Aufstieg gefeiert. Finows Gastwirt Jörg Stammert (Broilergaststätte), selber viele Jahre Fußballer bei Stahl, gab „Siggi“ Poppe postwendend den Titel „Meistertrainer“, mit dem er heute noch oft angesprochen wird.
In den nächsten zwei Jahren war Stahl Finow mit den Trainern Schwenzfeier und Poppe auf Platz 6 und 10, musste aber 1976/77 absteigen. 1981 folgte der erneute Aufstieg, doch die Elf vom Trainerduo Wilfried Eickmann und Winfried Weber stieg direkt wieder ab.
Erfolge vor 1500 bis sogar 7000 Zuschauern sind heute eine Utopie in der gesamten Region. Zwischen 25 und 60 Fans sind jetzt in der Kreisoberliga bei der SpG Finow/Lichterfelde Normalität. Einer ist aber immer dabei. „Meistertrainer Siggi“ Poppe, der wie viele Fans wieder auf bessere Fußballzeiten am Finower Wasserturm hofft. Wenn er heute auch den wohlverdienten Ruhestand genießt und einige gesundheitliche Probleme überwand, bleibt er dem Fußballsport treu. Die Zeit mit vier Enkelkindern und den Familien genießt er in vollen Zügen, schippert auch gern auf den Weltmeeren. Natürlich immer an seiner Seite seine Ehefrau Siegrun, die ihn stets im Sport unterstützte und immer den Rücken frei hielt.
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