Jetzt hat Lutz Bühnert, Leiter der Pararuder-Abteilung, einen nächsten Schritt unternommen und zu einem Seminar eingeladen, zu dem speziell Übungsleiter und Trainer kamen. Auch solche, die sich erst seit kurzer Zeit mit dem Pararudern beschäftigen. Zum Beispiel Bettina Odenwäller, die aus Schwangau nach Rüdersdorf kam. Sie hatte vom Projekt im Internet gelesen. Ihr sollen die Erfahrungen, die bisher in Rüdersdorf gemacht wurden, helfen, selbst eine solche Sportgruppe in ihrem Verein zu installieren. Die 54-Jährige will eine Ruderschule eröffnen und mit ihrem Angebot dann auch Menschen in ihrer Region helfen, wieder intensiv Sport treiben zu können. "Gerade querschnittsgelähmte Menschen haben eine gute Chance, mit Rudern einen passenden Sport zu betreiben. Aber es gibt zum Beispiel auch zahlreiche technische Detaillösungen, sprich die Ruderboote müssen angepasst werden, für die es bisher wenige Erfahrungen gibt." Auch deshalb kam die 54-jährige ehemalige Handballerin nach Rüdersdorf. "Wir haben bei uns sehr gute Bedingungen für den Rudersport, denn unser noch sehr junger Verein, der Ruderclub Forggensee, hat sich an einem Stausee angesiedelt. Bei uns gibt es bisher ausschließlich Breitensport", erklärt sie und berichtet, dass sie mit dem Ablegen einer Trainer-C-Lizenz einen Anfang für ihre Ruderschule gestartet hat.
Deutschlandweite Teilnehmer
Aber auch aus bekannten Rudervereinen kamen die Seminarteilnehmer. Heinz Werner Rogge reiste aus Hamburg an und kommt vom Alster Ruderverein Hanseat. "Ich denke, wir sind da alle in der Pflicht, auch in Richtung des Behindertensports etwas anzubieten." Bisher widmete er sich in seinem Verein den Masters und Breitensportlern.
"Viele Betroffene wissen vermutlich gar nichts von den vielfältigen und auch technischen Möglichkeiten, die der Rudersport Menschen mit Behinderungen bietet", war im Rahmen des einwöchigen Seminars immer wieder zu hören.
Technik und Trainingsmethoden
Lutz Bühnert stellte neben Trainingstechniken auch technische Möglichkeiten bei den Booten vor. Und immer wieder gab es praktische Einheiten, wie zum Beispiel das Einsteigen in ein Boot oder das Halten des Gleichgewichts beim Rudern. Hierbei konnte auch ein Betroffener aktiv werden. Enrique Font kam aus Uruguay nach Rüdersdorf. Der 40-Jährige ist nach einem Motorradunfall vor zwei Jahren selbst querschnittsgelähmt, will und hat den Sport aber nicht aufgegeben. Er war früher im Segeln und Basketball in Leistungskadern aktiv und ist heute eine Art Repräsentant für den Behindertensport in seinem Land. Er bereitet sich gegenwärtig auf die bevorstehenden Weltmeisterschaften im Pararudern im österreichischen Linz vor und vertritt Uruguay dann bei den XVI. Paralympischen Sommerspielen, die vom 25. August bis zum 6. September 2020 in Tokio stattfinden werden.
Die Teilnehmer zeigten sich von der lockeren und ungezwungene Art ihres Seminarleiters begeistert. "Es ist die Lutzsche Art, die uns die schwierigen Themengebiete leicht verständlich macht", erklärte der blinde Rüdiger Schlinkert, der aus Meschede (Nordrhein-Westfalen) kommt. Er wird mit Hilfe aus Rüdersdorf im September selbst ein Seminar anbieten und dabei auf die Möglichkeiten für Sehbehinderte eingehen.
Anstrengend, aber wertvoll
Weitere Vertreter kamen aus Berlin, zum Beispiel vom Förderverein Wassersporthandicaps. Alle waren sich nach einer intensiven Woche einig: Es war sehr wertvoll und muss auch weitergeführt werden. Und was sagt Lutz Bühnert selbst dazu. "Ohne Zweifel war es sehr anstrengend. Ich würde es mit einer Wanderfahrt vergleichen, auf der man viel Neues dazulernt. Aber genau das war auch der zentrale Gedanke. Ein intensives Treffen, das auch vom Erfahrungsaustausch gelebt hat. Wir müssen unbedingt so weitermachen."
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