11 986 Erkneraner waren am Mittwoch laut Meldestelle als Einwohner mit Hauptwohnsitz verzeichnet. Dass die Tendenz nach Jahren des Rückgangs wieder nach oben zeigt, hatte die Stadt schon unterstellt, als sie ihr Integriertes Stadtentwicklungskonzept (Insek) verabschiedete. Damals entschlossen sich die Verantwortlichen, die Entwicklung an höheren Einwohnerzahlen auszurichten als sie das Land annahm.
Diese Annahmen erweisen sich jetzt als nicht zutreffend, die Zahlen sind höher. Als Hauptgrund nannte Roland Fröhlich von der Brandenburgischen Beratungsgesellschaft für Stadterneuerung am Dienstagabend in der Stadtverordnetenversammlung den Zuzugsdruck aus der Hauptstadt. Die Investoren hätten in Berlin Geld in die Hand genommen, das sie bei den Mieten noch nicht wieder eingenommen hätten, sagte Fröhlich.
Im Klartext heißt das: Wohnen wird in Berlin weiter teurer, Menschen suchen bezahlbaren Wohnraum – eben auch in Erkner. Der Druck sei so massiv, dass Familien, anders als noch vor wenigen Jahren, auch dann noch umzögen, wenn die Kinder schon in der Schule sind.
Gerechnet wird dabei vor allem in Wohneinheiten (WE). Die Firma Complan, die das Insek erstellte, hatte 2016 für die Zeit bis 2030 angenommen, dass weitere 174 WE entstehen würden. Im Bau oder im Genehmigungsverfahren sind, Stand Juni 2018, schon 105 WE, darüber hinaus sind etwa 160 WE in Vorbereitung, macht 265 bis Mitte der 2020er Jahre. Für das sogenannte Trend-Szenario, das am Dienstag zur Handlungsgrundlage erhoben wurde, werden jetzt 600 WE bis 2030 angenommen.
Bisher galten die knappen Wohnbauflächen zwischen Seen, Trinkwasserschutzgebiet und Wäldern als der begrenzende Faktor schlechthin. Schon im Bildungsaussschuss hatte Marko Gührke, der SPD-Fraktionsvorsitzende, leicht ungläubig die Frage gestellt, wo denn diese Wohneinheiten entstehen sollten. Fröhlich gab dazu am Dienstagabend den Hinweis, dass „ganz viel unter dem Radar“ laufe, im Rahmen der einfachen Umgebungs-Bebauung nach Paragraf 34 des Baugesetzbuchs, ohne Bebauungsplan. „Alte Einfamilienhäuser werden abgerissen, auf derselben Fläche entstehen Stadtvillen mit vier bis sechs Wohneinheiten“, nannte Fröhlich als Beispiel.
Die Zahl der WE wird aufgrund eines komplexen Rechenmodells mit Daten zur Altersstruktur in einem Ort in mutmaßliche Einwohnerzahlen zurückübersetzt. Diese Berechnungen werden vordergründig für einen Zweck angestellt: die weitere Bedarfsplanung in der Kindertagesbetreuung. Dass sie Bedeutung weit darüber hinaus haben, sagte auch Fröhlich selbst, aber das ist nicht Teil seines Auftrags. Zu seinem Job gehört die Feststellung, dass sich weiterer Handlungsbedarf im Bereich Grundschule und Hort abzeichnet. Etwa 75 zusätzliche Hortplätze werden bis 2023 benötigt.
Neben der Löcknitz-Grundschule würde eine weitere mit zwei Klassen pro Jahrgang benötigt. Vorzugsvariante ist weiterhin ein Standort an der Morus-Oberschule, am liebsten in Zusammenarbeit mit dem Kreis, aber da sich dort noch nichts tut, muss aber auch über eine eigenständige Lösung nachgedacht werden, wie auch Bürgermeister Henryk Pilz andeutete. Aber auch in diesem Fall ist nach Fröhlichs Worten der Hohenbinder Weg die Vorzugsvariante.
Die Kitas Knirpsenhausen und Eichhörnchen könnten einbezogen werden. Ronny Wuttke von der SPD regte an, über einen Standort in Nord nachzudenken, „um die Verkehrsströme zu entzerren“. Bis März sollen jetzt Lösungsalternativen erarbeitet und vorgelegt werden, und zwar ausdrücklich auf Grundlage des neuesten Szenarios.
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