Denn zum einen habe die Corona-Krise den Saisonstart verhagelt, zum anderen erfahre das Museum den bislang meisten Zulauf. Bereits 2000 Besucher wurden gezählt. Darunter viele, die ein zweites oder drittes Mal zu Besuch waren. Am Sonnabend kamen noch viele weitere Besucher dazu. Nach der musikalischen Eröffnung am Schlagzeug, führte Kenneth Anders vom Programmbüro in das diesjährige Thema "Menschen" ein. Das sei schwerer zu fassen gewesen, als die vorherigen Jahresthemen.
Das Dorf Dorf sein lassen
Das Team stellte sich der Frage, wie Menschen im Oderbruch zusammenleben und wie ihr Zusammenleben gestaltet wird. Wer es gestaltet und wie. "Es muss jemand machen", so Kenneth Anders. Denn anders als früher, wo es im Dorfkrug stattfand, gebe es diesen oft nun nicht mehr. Schließlich gebe es Dörfer, in denen ausschließlich gewohnt werde. "Doch es gibt bestimmte Menschen, denen es zu verdanken ist, dass das Dorf mehr ist als eine bewohnte Siedlung." Sie stellt die Schau in den Mittelpunkt. In Wort, Bild und Ton. "Sie sind die Ingenieure ländlicher Gesellschaft", so Kenneth Anders. Und so fanden sich denn auch einige von ihnen unter den Besuchern am Sonnabendvormittag. Gemeindevertreter, Mitglieder von Vereinen, im Chor Engagierte.
Ein Stück von ihnen findet sich auch im sogenannten Festschrank, der feierlich geöffnet wurde. Antje Schiffers hatte die Idee dazu und zeigt darin Objekte ihrer Gesprächspartner: ein T-Shirt, eine Tasche, eine Muschel, ein Plakat, eine Zeichnung. Sie war auch die Gastgeberin des Festes in den Abendstunden, zu dem sie die Gesprächspartner begrüßte.
Deren Fotos zieren auch die Fotowand im Schloss Altranft. Wer die erweiterte Schaukästen-Sammlung durchschritten und die Murmelbahn ausprobiert hat, gelangt an den von Waltraud Fischer gestalteten Werkbänken in den Raum mit den Schwarz-Weiß-Fotografien. Sie stammen von Michael Anker und Stefan Schick und porträtieren die Protagonisten.
Im oberen Stockwerk wird das Erbe der freien Bauern im Oderbruch, das Dorf Altranft in zehn Kapiteln aber auch die Arbeit des Museums auf der Bühne und vor der Kamera thematisiert. Zudem haben sich Künstler im Bildersalon mit dem Oderbruch auseinandergesetzt – eine Schau ganz unterschiedlicher Werke mit den verschiedensten Techniken. Das Land, die Landwirtschaft und die Landschaft thematisierend. Und schließlich ist unter der Überschrift "Wandlungen" im Speisesaal die Entwicklung des Hauses zu sehen. Zettelnotizen und Bilder von 1876 bis heute dokumentieren die bewegte Geschichte – von den Familien von Hacke und Eschenbach bis zu Kenneth Anders und Lars Fischer, die seit 2015 die Frage umtreibt, was das Oderbruch heute ausmacht. Und morgen ausmachen könnte.
Stündlich wartete das Museumsteam den ganzen Sonnabend über mit Überraschungen auf: Da rief ein Tusch zum Besuch des Altranfter Spritzenhauses auf. Sodann führte Michael Fehr auf dem Berg-Schmidt-Hof in seine Kartoffelstudien ein. "Im Stillen Laut" hieß der Dokumentarfilm, der am Nachmittag vorgeführt wurde. Darin porträtierte Therese Koppe die Künstlerin Erika Stürmer-Alex und ihre Partnerin Christine Müller-Stosch in ihrem Haus in Lietzen. "Ein berührender Film, der gut in unser Jahresthema passt", so Lars Fischer.
Oderbruch-Museum Altranft, Am Anger 27, Telefon: 03344 333911, [email protected]. Geöffnet ist von Donnerstag bis Sonntag und an Feiertagen von 11 bis 17 Uhr.