Kirchen gelten meist als Wahrzeichen eines Ortes und stehen mittendrin. Doch in Altwriezen ist an dieser Stelle eine Lücke. Die Fachwerkkirche gibt es nicht mehr. Bereits seit 45 Jahren. Doch sie soll irgendwann wieder einmal im Dorf stehen. Wenigstens der oder ein Teil des Turms. Das hat sich der 2015 gegründete Förderverein Kirche Altwriezen-Beauregard zur Aufgabe gemacht und das Fundament des Turms bereits wieder sichtbar gemacht. Auch ein Baugrundgutachten liegt inzwischen vor. Und am vergangenen Sonnabend hatten die 20 Mitglieder um Rosemarie Urban wieder zu einem Trödelmarkt eingeladen.
"Eigen Geld" eingesetzt
Doch ehe die Besucher an den 23 Ständen um den ersten Rundling des Dorfs stöbern konnten, gab es an der imposanten Eiche eine Andacht mit Pfarrer Christian Moritz und stand auch die Verleihung des Kulturerbe-Siegels an. Das hatte Tobias Hartmann vom Oderbruchmuseum Altranft mitgebracht. Er erinnerte daran, dass den Fischern in Altwriezen 1606 erlaubt worden war, "für ihr eigen Geld" eine Kirche zu errichten. Nach einigen Umbauten habe 1842 eine für das Oderbruch typische Fachwerkkirche am Ufer der heutigen Alten Oder gestanden, die fortan das Dorfbild prägte.
"Im Kreis giebelständiger Fachwerkhäuser war sie eine weithin sichtbare Landmarke", so Hartmann weiter. Der in einfachem Rasterfachwerk errichtete Saalbau mit einem 27 Meter hohen Turm habe den Zweiten Weltkrieg mit geringen Schäden überstanden. "In den 1960er-Jahren mangelte es der Kirchengemeinde aber an Kraft, Geld und Material, um das Gotteshaus instand zu halten", berichtete er. 1973 sei die Kirche auf Druck der Baubehörde abgerissen und 1977 eine Notkirche samt Schauer für die drei Glocken gebaut worden.
Diese Ersatzkirche ist nun  Kulturerbe-Ort. Seit 2017 weist das Oderbruchmuseum Altranft Kulturerbe-Orte im Oderbruch aus, um auf die Besonderheiten der Kulturlandschaft aufmerksam zu machen. Mehr als 20 sind es inzwischen. Bei dem Vorhaben des Fördervereins Kirche Altwriezen-Beauregard sei der Weg das Ziel, so Hartmann und betonte: "Die gemeinsamen Aktionen und Veranstaltungen tragen zur Belebung des Dorfes bei. Gleichzeitig zeigt das Vorhaben wie mit dem kulturellen Erbe aktiv umgegangen werden kann.
Nach der Übergabe der Plakette bat die Vorsitzende Rosemarie Urban an die Kaffeetafel. Sie dankte zudem allen Beteiligten, darunter Wriezens Bürgermeister Karsten Ilm (CDU) für die Unterstützung der Stadt bei der Vorbereitung des Trödelmarkts. Unter den Gästen konnte Ortsvorsteher und Vorstandsmitglied Peter Sperr unter anderem die ältesten in Altwriezen geborenen Einwohner Eberhard Haefker und Karl-Heinz Köppen begrüßen.