Groß und schön prangt es jetzt in der guten Stube Neutrebbins – das vor 20 Jahren offiziell genehmigte Wappen der Gemeinde. Angefertigt hat es Katrin Balke, seit knapp 30 Jahren Meisterin ihres Fachs.
Wie eng Dorf-, Handwerks- und Familiengeschichte miteinander verwoben sind, zeigt sich in Neutrebbin immer wieder. So  auch beim großen Wappenbild, das Katrin Balke an die zentrale Wand des neuen Gemeindesaales gemalt hat. Die Handwerkerin, die in der Wendezeit vor 30 Jahren ihren Meister gemacht hat, setzt mit ihrer Eine-Frau-Firma die 125jährige Maler-Tradition ihrer Familie fort. Die hat ihr Urgroßvater Otto einst begonnen.
Die Altmeister Erich und Gerhard Balke setzten sie fort und machten sie im Oderbruch und darüber hinaus zu einem Begriff. Mit dem bereits verstorbenen Vater Gerhard Balke, bei dem sie und ihr Bruder Thomas lernten, hatte sie einst die Kunersdorfer Grabkolonnaden restauriert. Das Restaurieren ist seither ihre Spezialstrecke. Die Neugestaltung des historischen Friseursalons der Familie Schwefel in Neutrebbin war eine ihrer jüngsten Arbeiten.
Mit dem Wappen ihrer Heimatgemeinde  hat sich sie anlässlich des Auftrags der Gemeinde genauer beschäftigt. Das hat auch seine „Wendegeschichte“. Denn bereits 1980 hatte sich die Gemeinde das Wappen mit der goldenen Gans und der Ähre, dem Fisch und dem Baum gegeben. Das war nicht so alltäglich für DDR-Dörfer und zeugte von einem gestiegenen Selbstbewusstsein der Einwohner. Kurz zuvor war die Kaufhalle eröffnet worden und die Kaninchenschlachtanlage auf dem Areal des heutigen Gemeindezentrums nahm ihren Betrieb auf.
Die goldene Gans im Wappenbild erinnerte an die Zeiten, als die Neutrebbiner mit der Gänsemast zu Wohlstand kamen. Grimms Märchen von der „Goldenen Gans“ schien in Neutrebbin zu spielen: Vor dem Ersten Weltkrieg wurden von hier aus rund 1,5 Millionen Gänse nach Berlin gesandt. Im Sommer kamen Kolonnen von Wanderarbeitern in das Dorf. Das blaue Wasser mit dem silbernen Fisch erinnerte im Wappen an die Lage im Oderbruch, die Ähre an das fruchtbare, dem Wasser abgetrotzte Land.
Doch als dieses Wappen nach der Wende offiziell anerkannt werden sollte, gab es Ärger wegen der Farben. Darüber regte sich Bürgermeister Hans Merkel richtig auf. Vor allem darüber, dass die Wappen-Experten für Brandenburg aus Rheinland-Pfalz gekommen waren. Um die offizielle Anerkennung zu bekommen, mussten sich die Neutrebbiner beugen. So wurde das Wasser weiß-silber und der Fisch musste rot werden, um die brandenburger Landesfarben kenntlich zu machen. Aber alles ließen sich die Oderbrücher dann doch nicht vorschreiben: Sie beharrten auf ihrer goldenen Gans, die auch weiß-rot werden sollte. Und auf der Ähre, die  nach Ansicht der Wappenkundler eigentlich auch verschwinden sollte, weil dieses Symbol zu beliebig sei. 2000 Mark hatte die Gemeinde 1998 für die Wappenanerkennung gezahlt. „Zähneknirschend“, wie es seinerzeit in der MOZ stand.
„Mir hat es große Freude bereitet, die Arbeit hier ausführen zu dürfen“, sagte die Meisterin, deren Bruder Thomas ebenfalls einen Malerbetrieb führt. Mitunter arbeiten die Balke-Geschwister bei größeren Aufträgen auch zusammen.
Das Vorhaben des Schulträgers Barnim-Oderbruch, die graue Putzfassade der 1981 gebauten Oberschule neu zu gestalten, stößt bei Katrin Balke, die dort selbst einmal zur Schule gegeben ist, auf großes Interesse.
„Dieses Gebäude könnte durchaus neue Farbe gebrauchen“ sagt sie. „Und da es sich dort um Kinder und Jugendliche handelt, sollten es auch einmal kräftigere Farben sein.“ Doch bei der Farbauswahl wird die Denkmalbehörde ein entscheidendes Wort mitreden, erklärt Barnim-Oderbruchs-Bauamtsleiter Helge Suhr. Das DDR-typische Gebäude steht im denkmalgeschützten Dorfkern Neutrebbins. Die Ausschreibung sei noch nicht erfolgt. „Wir werden auf jeden Fall die Schüler bei den Gestaltungsfragen der Fassade mit einbeziehen“, erklärt Suhr. Eine Dämmung der Fassade sei aus baufachlicher Sicht nicht sinnvoll. „Die vielen großen, bereits erneuerten Fenster nehmen ohnehin einen Großteil der Fläche ein“, so der Bauamtsleiter..