Denn es ist die einzige Veranstaltung der aktuellen Sommersaison – alle anderen Termine sind Corona zum Opfer gefallen. Lediglich der kleine Adventsmarkt, den der Verein ebenfalls seit Jahren ausrichtet, wird nach derzeitigem Planungsstand wohl im Dezember open air mit Abstand im Kirchgarten stattfinden, blickte Simona Koß voraus.
Die Vereinschefin ebenso wie alle anderen waren abermals fasziniert von dem musikalisch-informativen Reigen, den das Trio da servierte. Diesmal nicht nur einer Persönlichkeit gewidmet, sondern diversen – nämlich mit deren Lieblingsliedern. Umfassend hat die einstige Radiojournalistin Gisela M. Gulu wieder recherchiert und teils weniger bekannte Details zutage gefördert. Mit dem Sänger und Schauspieler Lusako Karonga, den sie erstmals als ihren Sohn vorstellte, und Armin Baptist am Klavier wurde auch diesmal eine lehrreiche wie unterhaltsame Zeitreise daraus, die mit den Songs ebenso berührte wie den kleinen und größeren Geschichten dazu.
Der zeitliche Bogen spann sich dabei über ein halbes Jahrtausend, von Martin Luther bis zu einigen Prominenten, die die in den Bankreihen Sitzenden noch direkt erlebt hatten. Luther jedenfalls habe in seinen jungen Jahren zeitweise drei Frauen zugleich den Hof gemacht, zog zudem schon 15-jährig als Kurrendesänger von Tür zu Tür. Die Liebe zur Musik behielt er sein Lebtag bei: "Musik ist das beste Labsal eines betrübten Menschen", wurde er im Programm zitiert. Mindestens 40 Lieder hat er selbst geschrieben, so "Vom Himmel hoch" oder "Ein feste Burg ist unser Gott".

Thomas Mann, Manfred Krug und Comedian Harmonists

Nach den eigenen Lieblingsliedern, "Hoch auf dem gelben Wagen" bei Karonga und "Ännchen von Tharau" in Erinnerung an ihre Großeltern bei Gisela M. Gulu, war das Trio aber zunächst bei Literaturnobelpreisträger Thomas Mann gelandet. Und damit bei "Am Brunnen vor dem Tore" – das Lied vom Lindenbaum ist auch in der finalen Romanszene von "Der Zauberberg" literarisch verewigt. Mann sei "einer der musikversessensten Schriftsteller der Welt" gewesen, und sein Lieblingslied teilte er unter anderem mit Sigmund Jähn, erfuhren die Zuhörer. Dem ersten Deutschen im Weltraum, vor knapp einem Jahr verstorben, "waren wir im Sommer 2019 unverhofft am Bahnhof Lichtenberg begegnet", wie Karonga erzählte.
Seine Darbietung von "Es steht ein Haus in New Orleans", erklärtes Lieblingslied des singenden Tatort-Kommissars und Charakterdarstellers Manfred Krug, war ein Höhepunkt des Nachmittags. Auch Bertolt Brechts Moritat von Mackie Messer samt einigen Ausführungen zur Dreigroschenoper gab es noch, zu Mark Twain auf Deutschlandreise und "O Tannenbaum" sowie zu Heinrich Heine und seinem später über 40 Mal vertonten Loreley-Gedicht. Den Abschluss bildete die unvergessene "Mutter Courage des Ostens" Regine Hildebrandt, gewürdigt mit "Wochenend und Sonnenschein". Der einstige Hit der Comedian Harmonists ist das letzte Lied auf der CD der Hildebrandt-Singers. Die Idee zum Programm, war noch zu erfahren, sei bei Klaus Schneider-Bierschulz entlehnt. Der frühere Musikchef des Berliner Rundfunks hat für sein Buch "Leute & Lieder" bekannte Deutsche angeschrieben und zu ihren Lieblingsliedern befragt.