"Es ist kein wirklicher Abschluss, denn jedes Thema schiebt sich in die Agenda des Museums ein und wir verfolgen es weiter. Über Recherche und Kommunikation erarbeiten wir uns zuerst einmal ein Grundverständnis zum jeweiligen Thema. Jedes Jahr kommen so etwa 20 bis 30 Kernaussagen darüber zusammen, was das Oderbruch ausmacht", führt Kenneth Anders, Leiter des Programmbüros des Museums, in die Veranstaltung ein. 60 Besucher hatten zu diesem Zeitpunkt den Raum so weit gefüllt, dass weitere Stühle herangeschafft werden mussten.
Schlechter Baugrund
Wie in den Jahren zuvor, strömte das Altranfter Interview-Team ins Bruch und sprach mit Akteuren zu ihrem Verständnis von Bauen und zu ihren Erfahrungen mit eigenen Bauwerken. Texte von weiteren Autoren ergänzen die Sammlung. "Ein altes Haus im Oderbruch zu kaufen und zu sanieren ist ein Abenteuer mit unbekanntem Ausgang", sagte Anders und bestätigt damit die Erfahrungen vieler Interviewpartner. Denn die Beschäftigung mit den Häusern sei für ihre Bewohner nicht nur Quelle der Befriedigung und von Glück, sondern auch mit Leid, Sorge und Not verbunden. Er ging auf die noch immer vorhandenen und gut restaurierten Fachwerkhäuser ein. Man war aufgrund des schlechten Baugrundes im Oderbruch gut beraten, mit Fachwerk zu bauen.
Aber nicht nur bei diesen historischen Bauwerken ergebe sich aus der Erhaltung der alten Bausubstanz ein Spannungsfeld zwischen den Interessen des Bauherrn und des Denkmalschutzes. Das Rechercheteam fand jede Menge Belege für Provisorien, rüde Eingriffe in alte Bausubstanz und Notbehelfe. In der Regel dem fehlenden Geld der Hausbesitzer geschuldet. "Das Denkmalbewusstsein hat eine hohe Bedeutung für eine ländliche Region wie das Oderbruch. Vorstellungen von Schönheit oder von hoher Baukultur sind kollektive Vorstellungen", so der Museumschef. Hier sieht er eine Aufgabe verstärkter Kommunikation des Museums. Eine Lesung ausgewählter Episoden ist inzwischen der Kern der jeweiligen Buchpräsentation. Im Wechsel lasen die Autoren Tina Veihelmann, Lars Fischer, Almut Undisz, Georg Weichhardt und Kenneth Anders einige der 27 Texte aus dem über 300 Seiten starken Buch vor. Fotografien von Häusern und Porträts ihrer Besitzer machen einen weiteren Teil des Buches aus. Wie schon in den Vorjahren zeichneten die Fotografen Ulrich Seifert-Stühr und Stefan Schick dafür verantwortlich.
Im Anschluss an die Buchpräsentation zeigte der Filmregisseur, Dramaturg und Autor Eberhard Görner seine Filmdokumentation über die Sanierung der Kurstadt Bad Freienwalde von 2004. Görner nutzte die Gelegenheit, um vehement gegen den Verkauf von Schloss Freienwalde zu protestieren. "Es kann nicht sein, dass eines der wichtigsten Baudenkmäler verkauft wird. Ein Denkmal von Europäischer Dimension und Geschichte", so Görner. Er habe Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in Kenntnis gesetzt und hoffe, dass die Bundesregierung eingreift.