Ganz langsam verabschiedet sich der Winter im Oderland. Für die meisten Autofahrer bedeutet das, dass der Reifenwechsel von Sommer- auf Winterreifen ansteht. Andere schwören auf Alwetterreifen, womit sich der Wechsel freilich erübrigt. Wer plant, nun seine Sommerreifen aufzuziehen, sollte sich allerdings noch etwas gedulden, meint Reiko Heinschke, Inhaber von HSW Reifenservice Henschke in Wriezen.
„Einige haben schon Sommerreifen drauf“, meint er. Ihm, der täglich mit Reifen zu tun hat, falle das natürlich auf. Für diejenigen, die jeden Tag mit dem Auto zur Arbeit müssen, würde er das aber nicht empfehlen: „Wer täglich fährt, sollte noch 14 Tage, drei Wochen warten“, meint er. Sommerreifen würden erst dann Sinn machen, „wenn die Temperaturen durchgängig Tag und Nacht über sieben Grad liegen“, sagt er, denn „bei unter sieben Grad verlieren Sommerreifen ihren normalen Grip.“ Die altbekannte O-bis-O-Regel, von Oktober bis Ostern wird mit Winterreifen gefahren, gelte als grober Richtwert immer noch.
1,6 mm Profiltiefe sind gesetzliches Minimum
Winterreifen seien mittlerweile „Hightech-Produkte“, so Heinschke, die würden auch bei vier bis fünf Grad Außentemperatur noch eine gute Performance bieten. Doch irgendwann ist auch der beste Reifen verschlissen. Um das festzustellen, gebe es laut Heinschke zwei Indikatoren, die beide mit der Profiltiefe zu tun haben: Der gesetzliche Grenzwert beträgt 1,6 mm. Gerade bei Schnee und Eis sollte die Profiltiefe jedoch 4 mm nicht unterschreiten. Sonst könne es bei Glätte schnell gefährlich werden, warnt er. Wer sich unsicher ist, ob die Reifen seines Autos noch taugen „kann bei jeder Fachwerkstatt vorbeischauen, damit eine Prüfung erfolgt“, teilt er mit.
Neben dem Sicherheitsaspekt kann es auch zu Problemen mit der Kfz-Versicherung kommen, gibt Martin Willkommen zu bedenken. Er betreibt die Hauptvertretung der Meckenburgischen Versicherungsgruppe in Bad Freienwalde. „Fahren mit abgenutzten Reifen kann zu einer vollständigen bzw. eingeschränkten Leistungsfreiheit des Versicherers in der Kaskoversicherung führen, wenn die Abnutzung kausal zum Unfall war (z. B. bei Regen).“ Sollte es zu einem Unfall kommen, bei dem die Haftpflicht greift, könne es ebenfalls Probleme geben, so Willkommen: „Aus der Kraftfahrt-Haftpflichtversicherung wird gegenüber dem Geschädigten reguliert, gegenüber dem Versicherten kann es zu einem Regress bis höchstens 5.000 Euro kommen.“
Warnung vor billigen Reifen aus Asien
Welche Reifen beim Neukauf die richtigen sind, hänge immer vom Fahrer und vom Fahrprofil ab, sagt Heinschke. Er versuche immer die Pneus zu finden, die „zum Kunden passen.“ Für die meisten Fahrer müssten es auch nicht die teuersten Reifen sein, meint er: Es gebe auch „preiswerte Zweitmarken, die gut funktionieren.“ Es komme vor allem darauf an, ob der Kunde viel oder wenig fahre. Von in Fernost hergestellten Reifen aus dem untersten Preissegment rät er indes ab: „Ich halte nichts von asiatischen Importen.“ Er ist sich sicher, dass sich das auch in entsprechenden Tests niederschlage.
Für einen Satz vernünftiger neuer Reifen zwischen 15 und 17 Zoll müsse man in Heinschkes Augen je nach Größe zurzeit 400 bis 600 Euro einplanen. Die Preisunterschiede zwischen Sommer-, Winter- und Allwetterreifen seien mittlerweile marginal, sagt er. Auf letztere angesprochen, fällt er ein differenziertes Urteil: „Wir empfehlen unseren Kunden: Wer täglich fahren muss, sollte Sommerreifen und Winterreifen wählen“, empfiehlt er. „Es gibt gute Allwetterreifen, aber die richtige Performance im Sommer bieten nur Sommerreifen und im Winter nur Winterreifen.“ Allwetterreifen seien eben ein Kompromiss, wer jedoch nicht so viel fahre und die Option habe, bei Schnee und Eis das Auto stehenzulassen, könne diesen jedoch eingehen, meint er.
Fahrer sollten alle vier Wochen Luftdruck prüfen
Heinschke rät dazu, regelmäßig, also alle etwa vier Wochen, den Luftdruck zu überprüfen. Zu niedriger Luftdruck führe nämlich zu einem schnelleren Verschleiß der Pneus. Das falle ihm vor allem bei Allwetterreifen auf, sagt er. Denn Sommer und Winterreifen werden ja von der Werkstatt vor dem Wechsel auf Luftdruck überprüft und ausgewuchtet, das entfällt bei Allwetterreifen logischerweise – vor allem bei ihnen kommt es auf die regelmäßige Kontrolle durch den Fahrer an.
Versicherer warnt davor, zu früh wieder Sommerreifen aufzuziehen
Insbesondere junge Fahrer hätten den Wunsch, schon möglichst früh wieder Sommerreifen aufzuziehen, dabei ginge es vor allem darum, dass wieder schicke Alufelgen das Auto schmücken, sagt er. Doch auch Martin Willkommen von der Mecklenburgischen rät zur Vorsicht: „Ein Unfall, der dadurch verursacht wurde, dass bereits Sommerreifen aufgezogen wurden, obwohl noch winterliche Straßenbedingungen existieren, könnte von einigen Versicherern als grob fahrlässige Herbeiführung des Unfalls durch den Versicherten angesehen werden, sodass kein oder nur eingeschränkter Versicherungsschutz besteht.“
Viele Alufelgen mittlerweile wintertauglich
Bis vor einigen Jahren waren Alufelgen im Winter noch unüblich: „Die Standardfelgen haben das nicht vertragen“, sagt Heinschke in Hinblick auf das Salz auf den Straßen. Wer auch im Winter mit schicken Alus, statt mit Stahlfelgen unterwegs sein möchte, habe ihm zufolge heute die Möglichkeit dazu – es gebe mittlerweile Alufelgen mit einer „Lackschicht, die auch das Salz abkann.“ In diesem Punkt hätten die Hersteller stark nachgebessert. „Die sehen auch nach Jahren noch schick aus“, meint er.
Generell solle man das Thema Pneus laut Heinschke nicht unterschätzen: „Vier Reifen sind das Einzige am Auto, was die Verbindung zur Straße herstellt.“