Bei der Verlegung des Breitbandkabels durch die Bad Freienwalder Innenstadt soll der Leitungskanal das Wurzelwerk der markanten Sommerlinde an der Ecke Wriezener/Gartenstraße gekreuzt haben. Günter Wartenberg vom Naturschutzbund (Nabu), der in der Gartenstraße wohnt, hat das Problem am Wochenende beim Vorübergehen entdeckt und die Stadt eingeschaltet. „Man konnte erkennen, dass Wurzeln straßenseitig abgeschnitten worden waren“, sagte Wartenberg. Es wäre seiner Auffassung nach besser gewesen, den Kabelkanal in weiterem Abstand um den Baum herumzuführen.

Anzeige erstattet

Wolfgang von Allmen, Fachdienst für Grünanlagenpflege und Friedhöfe im Bauamt der Stadt, wollte sich zu dem Fall nicht weiter äußern. „Es ist Anzeige erstattet worden und wir haben daher ein offenes Ordnungswidrigkeitsverfahren“, begründete er. Neben der Markteiche und der Kaiserlinde gehöre die Linde zu den markantesten Bäumen in der Stadt. Ein solche Linde gebe es nur noch auf dem Dorfplatz in Altranft. Für Reinhard Schmook, Leiter des Oderlandmuseums, handelt es sich bei der Linde um einen „geschichtsträchtigen Baum“. Dort habe eine Mühle gestanden und der Baum markiere die Stelle, wo sich der Mühlenteich befand. Es wäre ein Jammer, wenn sie gefällt werden müsste.

Kein Naturdenkmal mehr

Die Stadt Bad Freienwalde kann sich jedoch nur noch auf die Fotos berufen, die Günter Wartenberg am Wochenende gemacht hat. Denn der Graben ist längst geschlossen, die Bauarbeiter sind weitergezogen.
In der Ausgabe des von Ullrich Künkel verfassten „Bad Freienwalder Lexikon“ von 1994 ist die Linde, die nun möglicherweise beschädigt wurde, noch als Naturdenkmal vermerkt und wird „als schönster Baum im Stadtkern“ bezeichnet. Der Landkreis hat jedoch auf Anfrage von Günter Wartenberg mitgeteilt, dass sie kein Naturdenkmal mehr sei. Der Nabu-Vertreter hatte auf das gelbe Schild mit der schwarzen Eule hingewiesen, das den Baum noch ziert. Die Beschilderung resultiere noch aus dem früheren Schutz als Naturdenkmal, erklärte der Landkreis. Der Baum sei 2011 aus der Liste entfernt worden. Die Stadt verfüge über eine kommunale Baumschutzsatzung, die regelt, inwieweit der Baum zu schützen ist.
„Wir verlegen immerhin 3000 Kilometer Kabel“, sagte Thomas Berendt, Pressesprecher des Landkreises Märkisch-Oderland, auf Anfrage. In die Planungsarbeiten sei die Unter Denkmalschutzbehörde wie auch die Untere Naturschutzbehörde eingebunden worden. Der Trassenverlauf der Kabelkanäle sei zudem den Städten und Gemeinden rechtzeitig zur Prüfung vorgelegt worden, sagte Berendt. Wenn von dort kein Einspruch gekommen sei, dann werde so gebaut, wie geplant. Auftragnehmer des Landkreises sei die Edis.com, die wiederum die Bauarbeiten in Auftrag gegeben hat. Bisher habe es keinerlei Probleme mit dem Baubetrieb gegeben. Mitarbeiter des Landkreises, die in Bad Freienwalder wohnen, hätten mitgeteilt, dass die Bauarbeiter die Gehwegplatten so gut verlegen, dass nichts mehr zu sehen sei. In manchen Straßen seien die Gehwege nach dem Schließen des Kabelkanals sogar besser als vorher.

Schäden an Krone sichtbar

„Die Schäden an dem Baum werden sich frühetens in zwei bis drei Jahren offenbaren“, vermutet der Bad Freienwalder Dieter Seibt, der sich beim Nabu als Baumexperte einen Namen gemacht hat. Wenn Schäden auftreten, dann an der Krone. Die Wurzeln im Boden spiegelten die Krone wider. Sollten große Wurzeln straßenseitig durchtrennt worden sein, dann werde dies an der Krone auch auf der Straßenseite zu sehen sein. Die Naturschützer wissen, dass auch ein mögliches Bußgeld den Baum nicht zurückbringen wird, falls er nachhaltig geschädigt ist. „Vielleicht lassen sich künftig solche Schäden verhindern“, so Dieter Seibt.