Neues Leitungsteam
Seit Sommer 2019 leiten Dennis Ferch aus Bad Freienwalde und Katrin Fischer aus Rehfelde als Stellvertreterin die Notfallseelsorge. "Wir sind eine Regieeinheit des Katastrophenschutzes des Landkreises", sagt Ferch. Die Psychosoziale Notfallversorgung (PSNV) im Land Brandenburg sei ein Angebot der evangelischen Landeskirche. Die strukturelle Leitung indes liege beim Landkreis, die fachliche Leitung bei ihm und Katrin Fischer. Der Landkreis finanziere die Ausstattung der Notfallseelsorger, die sich ehrenamtlich engagieren.
Das Team der Notfallseelsorger in Märkisch-Oderland bestehe aus zwölf Menschen, die über den ganzen Landkreis verstreut leben. Einmal monatlich treffen sie sich zur Auswertung der Einsätze in einem Sitzungszimmer am Feuerwehrtechnischen Zentrum (FTZ) in Strausberg. Weil der Wort Notfallseelsorge einen zu kirchlichen Anstrich habe, sei die Bezeichnung Kriseninterventionsdienst mit aufgenommen worden, so Dennis Ferch.
Das Team kümmert sich um alle Opfer unabhängig von der Religion. Auch unter den Akteuren seien Menschen mit und ohne kirchlichem Hintergrund, so Ferch. Betreut werden Opfer und Unfallverursacher. "Wir werten nicht", ergänzt Katrin Fischer. Dies sei Aufgabe des Gerichts.
Ihre Ausstattung besteht aus grünen Sweatshirts und Jacken sowie einem blauen Notfallkoffer. Er enthält große und kleine Teddybären, eine Bibel, ein Textbuch mit Gebeten, Taschenlampe, Taschentücher, Handschmeichler und mitunter Zigaretten. Katrin Fischer raucht selbst nicht, aber manchmal finde sie Zugang, indem sie einem Raucher eine Zigarette anbiete. Zudem enthält der Rucksack Bücher für Kinder, deren Mutter oder Vater plötzlich tot sind. "Unsere Arbeit ist erledigt, wenn die Menschen, denen plötzlich die Welt unter den Füßen zusammengebrochen ist, wieder handlungsfähig sind", sagt Dennis Ferch. Eine Nachbehandlung obliege der Notfallseelsorge nicht. Das Team weise den Menschen den Weg, wohin sie sich nach dem überwundenen Schock wenden können.
Alarmiert werden die Notfallseelsorger per Pieper von der Leitstelle. Sie haben einen Bereitschaftsplan über zwölf oder 24 Stunden. "Wir haben keine Hilfsfrist, können uns daher mehr Zeit lassen als Sanitäter und Feuerwehr", sagt Ferch. Notfallseelsorger haben zwar einen Aufsetzer fürs Auto, müssen sich aber an die Straßenverkehrsordnung halten. Sie versuchen über die Leitstelle herauszufinden, was passiert ist, um möglichst viele Informationen zu sammeln.
Ferch, von Beruf Sozialpädagoge, ist seit knapp acht Jahren bei der Notfallseelsorge, die 1999 nach einem schweren Schulbusunglück mit fünf Toten bei Altlandsberg gegründet wurde. Eine Gottesdienst in Seelow habe bei ihm den Wunsch zur Mitarbeit ausgelöst, erzählt er. Ein MOZ-Artikel über Notfallseelsorgerin Simona Blankenburg aus Rüdersdorf sei Motivation gewesen, Anfang 2013 um Aufnahme zu bitten, so Katrin Fischer, die als Arbeitsschützerin bei der Straßenverkehrsbehörde des Landes arbeitet. Nach bestandenem Grundkurs sei sie dabei.
Grundkurs als Eignungstest
Der vom Landeskoordinator organisierte Lehrgang, an dem Anwärter aus alles Landkreisen teilnehmen dauert 40 Stunden, verteilt über eine Woche. "Er möchte ein Gefühl bekommen, ob die Kandidaten geeignet sind", sagt Ferch. Sie lernen in Theorie und durch Probespiele, was Notfallseelsorge bedeutet. Gefragt seien psychisch-stabile Menschen ab 25 Jahren. "Wer glaubt, seine psychischen Probleme lösen zu können, ist bei uns falsch, so Ferch.
Wer sich für dieses Ehrenamt interessiert, kann sich bei Dennis Ferch unter Telefon 03344 3015023 oder per Mail
[email protected] melden
Rund um die Uhr einsatzbereit
Die Teams der Notfallseesorge sind rund um die Uhr einsatzbereit und unterliegen der seelsorgerlichen Schweigepflicht der Evangelischen Kirche. Sie sind für diese Arbeitsgebiet ausgrebildet und werden regelmäßig in Seelsorge, psychosozialer Unterstützung und Einsatztaktik weitergebildet. Die Teams sind am Einsatzort dem Einsatzeiter unterstellt. Im Einsatz sind die im Rechtsstatus eines Helfers versichert Sie verstehen sich als Erste Hilfe für die Seele, ersetzen aber nicht psychiatrisch fachärztliche Arbeit. Sie vermitteln weiterführende Hilfe. Notfallseelsorger bekommen eine Aufwandsentschädigung vom Land. red