Unter den Gästen in der Bad Freienwalder Stadtpfarrkirche St. Nikolai war am Sonntagvormittag unter anderem Martin Jenssen, stellvertretender Leiter der Johanniter-Schulen in Wriezen, zu entdecken. Diesmal war er allerdings mehr als Vertreter der etwa 1000 Mitglieder zählenden evangelischen Nachbargemeinde Oderberg-Altglietzen gekommen. Zu dieser hatten sich ebenfalls zum 1. April die Kirchengemeinden Altglietzen, Bralitz, Hohensaaten, Neuenhagen, Neutornow und Oderberg zusammengeschlossen. Nun zog die mit etwa 1300 Mitgliedern etwas größere Schwester im Pfarrsprengel mit einem Festgottesdienst nach.
Kinderleicht zu erklären
Die evangelischen Kirchengemeinden Bad Freienwalde, Altranft und Hoher Barnim mit Steinbeck, Wollenberg und Wölsickendorf haben so ihre "Hochzeit" gefeiert und tragen nun den Namen Oberbarnim–Nikolai. Wie kinderleicht das zu erklären ist, machten Ronya und Charlotte aus dem Hort deutlich. Den Text hatte Leiterin Denise Miroslau geschrieben. "Wir waren gefragt worden, ob wir uns am Festgottesdienst beteiligen möchten", sagte sie. Aus Versehen dürften die Mädchen auf die eine oder andere Schwierigkeit in einer Ehe hingewiesen haben. Ganz kurz stand am Ende nämlich eines der beiden Glückwunschschilder auf dem Kopf. Die Anwesenden verstanden es sofort und quittierten es mit einem fröhlichen Lachen.
Pfarrer Björn Ferch hatte ohnehin darum gebeten, sich auf das Geschehen im Gottesdienst einzulassen und sich auch eine Aufgabe einfallen lassen. Zuvor erinnerte er an Bad Freienwalde als Fischerstadt und an die Baugeschichte von St. Nikolai. Während für das Gewölbe im Altarraum einst Fachleute verpflichtet werden konnten, hätte das Geld später für das im Hauptschiff nicht gereicht. Dafür hätten Kirchenmitglieder angepackt. Das Gewölbe sei ein statisches Wunder, werde aber die nächsten 300 Jahre halten, zeigte er sich zuversichtlich und erklärte dann, was es mit den roten Bändchen auf sich hat, die vor Beginn verteilt worden waren: Daraus sollte ein Netz geknüpft werden. Perfekt sah das am Ende auch nicht aus, aber es wird aufgehoben, versprach Ferch bei den anschließenden Gesprächen im Gemeindehaus. So könne er sich gut vorstellen, das Netz im Konfirmanden-Unterricht einzusetzen.
Ein Schiff als Symbol
Agnes-Maria Bull, stellvertretende Superintendentin, hatte unterdessen ein knapp handtellergroßes Holzschiff für ihre Predigt mitgebracht, das ebenfalls in der Kirchengemeinde bleiben soll. Es passe gut zum Vereinigungsfest – als Symbol der Kirche im Allgemeinen und für die Gemeinde vor Ort. Schließlich hätten die Altranfter und Bad Freienwalder schon etliche Jahre gemeinsam gewirtschaftet. Und die Steinbecker, Wölsickendorfer und Wollenberger seien nach zeitweiliger Zugehörigkeit zu Oderberg in das Boot zurückgekehrt, in dem sie zuvor schon lange Zeit waren. Weil in der gemeinsamen Gemeinde vieles noch neu, ungewohnt und ungewiss sei, hatte sie passend zum Motto des Festtags einen Bibelvers aus dem zweiten Timotheusbrief gewählt: "Gott hat uns nicht den Geist der Furcht gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit."
Grüße aus dem Kirchenkreis Oderland-Spree überbrachten unter anderem auch Anke Noack vom Diakonischen Werk und Matthias Kleschewski von der Stephanus-Stiftung.