Bei der Ruine handelt es sich um die Stadtkirche und das kleinere Kirchengebäude, in dem heute noch Gottesdienste gefeiert werden, ist die Landkirche. Die Unterscheidung sei nicht allein eine geografische, sondern vor allem eine sprachliche, erklärt Kurator Andreas Weigelt. In der Stadtkirche wurde der Gottesdienst in Deutsch gehalten. In der Landkirche predigte der Pfarrer wendisch. Die Sprache, in der sich bis Mitte des 19. Jahrhunderts die Mehrheit der Bevölkerung verständigte, so der Historiker.
Im Zuge der Reformation und Luthers Maxime, die Bevölkerung solle das Evangelium in ihrer Muttersprache hören, legten die Schulenburgs Wendisch als Kirchensprache fest und setzten damit die Lübbenau-Lieberoser Kirchenordnung um.
In der Ausstellung thematisiert Weigelt das Spannungsfeld zwischen den wendisch sprechenden Bewohnern der Region und der Herrscherfamilie von der Schulenburg, deren Muttersprache Deutsch war.
Die neue Freiluftausstellung zeichnet neben der Lieberoser Kirchengeschichte auch die Politik der jeweils Herrschenden gegenüber der sorbischen Bevölkerung nach, die sich im Spannungsfeld zwischen Unterstützung, Akzeptanz, Ablehnung und Unterdrückung bewegte.
Die Ausstellung "Der Körper wohnt in der Erde, der Geist in den Sternen – Slawisch-deutsches Lieberose, die Familie von der Schulenburg und zwei Kirchen", wird am Sonntag um 12 Uhr bei der Ruine der Stadtkirche Lieberose eröffnet. Einführende Wort sprechen unter anderem Madlena Norberg vom Verein zur Förderung der wendischen Sprache in der Kirche und Kurator Andreas Weigelt.
Bereits um 10.30 Uhr beginnt der wendisch-deutsche Gottesdienst in der Landkirche mit dem Berliner Pfarrer Cyrill Pjech und dem Lieberoser Pfarrer Wolfgang Krautmacher. Gezeigt wird die Ausstellung bis April 2021. Ab März 2020 soll es ein Rahmenprogramm mit Veranstaltungen geben.