Schlafen heißt Zeit verlieren. Schlafen ist eine Art des Todes. So beginnt die Schauspielerin und Sängerin Astrid Höschel-Bellmann ihr Programm "Piaf – eine Hommage an die Chansonette". Damit war sie am Sonnabend gemeinsam mit der Akkordeonistin Heidi Steger auf der Burg Beeskow zu Gast und bewies: Die Édith Piaf hat keine Zeit mit Schlafen verloren. "Ihr Leben war turbulent und hart: Ich habe gehungert, habe gefroren, aber ich war frei", lässt Astrid Höschel-Bellmann den Spatz von Paris sagen. Sie stellt in Monologen, Dialogen und kleinen Szenen ihr Leben von der Geburt bis zur ehrenvollen Grablegung dar. Es gibt dramatische, aber auch liebevoll verinnerlichte Momente, etwa wenn sie an ihren Liebhaber Yves Montand denkt.
Die Bilanz des Lebens der Piaf ist vom Ersten wie vom Zweiten Weltkrieg geprägt. Ihr Widerstand gegen die Deutschen nach dem Einmarsch in Paris im Letzteren bestand immerhin darin, einen jüdischen Mann zu haben.
Astrid Höschel-Bellmann ist in gleichem Maße Schauspielerin wie Sängerin. Ihre ausdrucksstarke Mimik und Gestik lassen sie sich in die einzelnen Lebensphasen der Édith Piaf hineinversetzen. Als Requisiten reichen ihr ein Teddy, eine alte, bauchige Flasche, Mütze, Schal, eine rote Rose, ein eleganter Stock mit Silberknauf für den Gentleman.
Ein kleines, schauspielerisches Kabinettstück war die Darstellung eines Verhörs, dem sich Édith Piaf stellen musste, als sie verdächtigt wurde, in die Ermordung ihres Förderers verwickelt gewesen zu sein.
"Ich sang gern, aber das einzige Lied, das ich kannte, war die Marseillaise", heißt es zu ihrem Start als Sängerin, nachdem sie dem Vater, einem Straßen-Akrobaten, assistiert hatte. Dabei musste sie das mitleiderregende arme Kind spielen, das von seiner Mutter verlassen worden war. Natürlich schmetterte die Sängerin Höschel-Bellmann mit ihrer vollen, starken Stimme gleich das Revolutionslied, ebenso schnittig begleitet von Heidi Steger auf dem Knopfakkordeon.
Es erklangen auf der Burg neben weniger bekannten Piaf-Titeln auch die großen Chansons "La vie en rose", "Milord" und "Non, je ne regrette rien". Beide Künstlerinnen ergänzen sich nicht nur musikalisch, sondern auch in Rollenverteilung: die Schauspielerin als Ich-Erzählerin in der Rolle der Piaf und die Akkordeonistin mit verbindenden Kommentaren.
Das Publikum ging mit. "Mir gefällt ihre markante, besondere Stimme und der Klang der französischen Sprache", war Erika Stelldinger aus Beeskow zufrieden. "Die Musik und die guten Texte haben eine starke Aussagekraft."