"Wir geben das, was wir inzwischen an historischen Fakten und Daten gesammelt haben, gern an Interessierte weiter, wollen aber vor allem auf das Schloss aufmerksam machen", sagte Axel Friedrich. Er hat die Besucher gestern durch das sanierungsbedürftige Objekt geführt. Es war der Herrschaftssitz der Familie von der Schulenburg. Entstanden ist das Schloss aus einer Wasserburg aus dem 13. Jahrhundert. Heute ist es eine unvollendete Baustelle, ein Objekt, für das eine Zukunft erst noch gefunden werden muss.
Wasserburg aus 13. Jahrhundert
"Es steht seit Jahren zum Verkauf", erzählt Axel Friedrich. Er sieht das mit gemischten Gefühlen, so sehr auch er sich eine Sanierung und damit eine Erhalt des Schlosses wünscht: "Vielleicht aber sperrt ein Käufer die Öffentlichkeit aus." Er würde das bedauern. Das einst stattliche Anwesen ist ihm längst ans Herz gewachsen. Axel Friedrich lässt keinen Zweifel daran.
Er kennt offenbar jeden Winkel des Objekts, weiß scheinbar über jeden Stein etwas zu berichten, auch über die geheimnisvolle Treppe, die erst spät entdeckt wurde und die in das Schlafgemach des Schlossherren geführt habe. Und er versteht es, die Besucher für das Schloss zu interessieren. Das gelingt ihm mit einfachen Worten, mit klarer Struktur in seinen Erläuterungen, einfach mit sichtbarer und spürbarer Freude, das Gebäude anderen Menschen näher zu bringen.
Friedrichs Hinweise sind so wichtig, weil es viel Fantasie braucht, um sich einstiges Leben in den einzelnen Räumen des Schlosses vorzustellen. Nichts deutet mehr darauf hin. Die Räume sind leer, die Wände kahl, die Böden freigelegt. Baustellen-Atmosphäre. Einzig Decken aus Stuck erzählen vom einstigen Reichtum der Familie von der Schulenburg. Die Decken sind gut erhalten, vor allem imposant. Einer dieser Räume wurde von den Schlossherren früher auch als Kapelle und für Hochzeiten genutzt, ein anderer Raum als Ankleidezimmer.
Und weil das Schloss verschiedene Nutzer hatte, im Zweiten Weltkrieg Lazarett und später Zufluchtsstätte für Flüchtlinge war, Kindertagesstätte und Berufsschule beherbergte, und nach der Wende die örtliche Schule dort zeitweise einzog, gibt es natürlich viel zu erzählen. Manches, wie etwa der Speiseraum, die Kantine, der Kino-Saal oder das Tischtennis-Zimmer, erklären sich fast von selbst. Historische Fotos, die in allen Räumen stehen, unterstützen die Fantasie, wie es einst dort ausgesehen und wie man dort gelebt hat.
Seit dem Jahr 2000 kümmert sich die Schlösser GmbH um das Schloss in Lieberose. "Sie hat schon zwei Millionen Euro investiert", sagt Axel Friedrich. Das Dach etwa wurde saniert, das Mauerwerk trockengelegt. Seit Mitte der 1990er Jahre steht der einstige Herrschaftssitz leer. Der Förderverein bietet regelmäßig Führungen an.
Die benachbarte Darre gehört zur Geschichte des Schlosses dazu. Sie wurde als Samendarre 1842 errichtet. Das Gebäude versorgte die Herrschaft Lieberose mit Kiefernsamen bis in die achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts. Die Samen wurden für die Wiederaufforstung benötigt. Der damalige Besitzer Otto von der Schulenburg baute die Darre 1911 in ein bestehendes barockes Wirtschaftsgebäude auf dem Schlosshof ein. Wenig später erfolgte der Umbau zu einer modernen Forstsamendarre. Die gewonnen Samen galten als wichtiges Verkaufsprodukt der Schlossherrschaft.
Während der letzten Kriegstage 1945 wurden Teile der Darre zerstört. Dennoch wurden bis Mitte des 20. Jahrhunderts Samen dort produziert. Die Technik von einst ist noch weitgehend erhalten. Sie wurde in die heutige Nutzung integriert. Der Weg der Zapfen zu Samen kann so gut nachvollzogen werden. Die Darre selbst ist heute ein modernes Bürgerzentrum mit integrierter Gaststätte. Und das benachbarte Schloss ein Zeitzeuge aus Stein.
Auch an anderen Orten öffneten Baudenkmale ihre Pforten. Interessierte hatte die Gelegenheit, die aus dem Mittelalter stammende Burg in Friedland von innen und außen zu besichtigen. Im Burghof fand ein Flohmarkt statt. Eltern und Kinder der Grundschule Friedland hatten einen Kaffee- und Kuchenbasar vorbereitet.