Herrlicher Sonnenschein gibt der Einladung zur Baustellenbesichtigung den feierlichen Rahmen. Im schwarzen Anzug begrüßt Olaf Klempert, Bürgermeister der Gemeinde Rietz-Neuendorf und Verbandsvorsteher des Wasser- und Bodenverbandes "Mittlere Spree" die zahlreich erschienen Anwohner von Neubrück auf der Baustelle am Wehr und der Schleuse.
Noch bewegen Bagger Erdmassen, Leitungen kommen in die Erde und die Umzäunung ist noch zu schließen. Dennoch wird deutlich: Ein Ende der Arbeiten ist absehbar. Und so nutzt Klempert, die Möglichkeit, sich bei allen, die dabei waren, ausgiebig zu bedanken. Darüber hinaus sagt er: "Wenn das alte Nadelwehr und die Schleuse länger als 100 Jahre gehalten haben, gebe ich dem Rekonstruierten mindestens 80."
Dankesworte und Rückblick
Lothar Kirmes, Geschäftsführer des Wasserverbandes dankt in seiner Rede den Planern und den Firmen, die das Projekt des Landes Brandenburgs umgesetzt haben wie der TWB Boblitz, Stahlwasserbau Beeskow, der WOL-TEC aus Woldegk und dem Kreisbauernverband. Er betonte: "Der Wasser- und Bodenverband verband ist hier als Bauherr lediglich Dienstleister für das Land."
Sichtlich bewegt wendet er sich an die Anwohner von Neubrück, was ihm besonders wichtig ist: "Für das Verständnis und die Geduld kann ich mich nur bedanken. Daher möchten wir Ihnen die fast fertige Baustelle zeigen, Ihre Fragen beantworten und Sie im Anschluss zu Kaffee und Kuchen einladen". Als dann Olaf Klempert noch rief "Schneidet mal schnell die Kuchenstücke nochmal durch, damit sie reichen", entwickeln sich nach der kleinen Begrüßungsrede von Lothar Kirmes, bei der er die Jahre der teilweise sehr schwierigen Bauzeit nochmal Revue passieren lässt, schnell Gesprächsrunden zwischen Anwohnern und Verbandsmitarbeitern.
"An manchen Tagen rollten bis zu 68 Betontrudler mit jeweils 7,5 Kubikmeter Ladung durch die schmalen Straßen des Ortes. Der Staub und der Geräuschpegel waren enorm", erinnert sich Kirmes. Insgesamt seien knapp 5000 Kubikmeter Beton in die Baustelle geflossen. "Da mussten die Neubrücker schon einiges aushalten."
Im November 2016 haben die Arbeiten an der Schleuse und dem Nadelwehr in Neubrück begonnen. 2018 endete der erste Bauabschnitt mit dem Einsetzen einer Fischbauchklappe in das Wehrfeld 1, mit der künftig die Wasserstandshöhe der Spree reguliert werden soll. Großes Gerät war im Einsatz, da besagte Klappe aus Stahl beachtliche 14 Meter in der Länge und drei Meter in der Höhe misst und zudem knapp zwölf Tonnen wiegt.
"Ein großes Problem war die vom Landesamt für Umwelt angeordnete Umplanung der Fischaufstiegsanlage", so der Geschäftsführer. Dieser sogenannte Fischpass musste von 66 auf 109 Meter verlängert werden, damit neben Barbe und Hecht auch laichreife Störe die Spree bei Neubrück passieren können." Auch die geforderte Tiefe für den Fischpasses war ein Problem: "Bauarbeiter sind bei dem 1904 eingeweihten alten Wehr auf Baugrundstörungen gestoßen. Auf eine sogenannte Mudde, umgangssprachlich auch Seeschlamm genannt." Daraufhin sei gleitend projektiert worden: "Glücklicherweise bekamen wir Unterstützung von der TWB Boblitz."
Blühflächen angesät
Nun wird die Fischaufstiegsanlage die Längste, Breiteste und Tiefste aller Fließgewässer des Landes Brandenburg sein – verlängerte jedoch die Bauzeit um rund ein halbes Jahr und schlägt mit Mehrkosten in Höhe von etwa 1,8 Millionen Euro zu Buche. Die Baukosten insgesamt werden sich so auf etwa 14 Millionen Euro erhöhen. Hinter vorgehaltener Hand meldeten zahlreiche Anwohner Bedenken an: "Die Millionen hätten gespart werden können. Hier wird nie ein Stör vorbei schwimmen." Der Wasser- und Bodenverband kommentiert die Erweiterung des Fischpasses nicht. Garantiert von Nutzen hingegen werden die angesäten Blühflächen rund um Wehr und Schleuse für die Insekten sein. Das Saatgut hat Hartmut Noppe vom Kreisbauernverband eigens zusammengestellt.