Das dortige Pfarrhaus wird seit wenigen Tagen von einer fünfköpfigen Familie bewohnt. Neben Karin Krautmacher wohnt dort ihr Mann Wolfgang. Er war eine Woche zuvor in Lieberose in das dortige Pfarramt eingeführt worden, um dort die einjährige Pfarrvakanz zu beenden. Das Ehepaar ist mit den gemeinsamen Kindern Jakob, Friedrich und Viktoria von Fürstenberg an der Oder nach Friedland umgezogen. In Fürstenberg hatte Wolfgang Krautmacher zehn Jahre lang die Pfarrstelle für Fürstenberg und Eisenhütenstadt inne.
Gedenkstätte als Aufgabe
Wolfgang Krautmacher erblickt 1968 in Stuttgart das Licht der Welt, Kindheit und Schulzeit verbringt er in Leverkusen. Seine Mathelehrerin nimmt den damals 13-Jährigen in den Schüler-Gebetskreis auf. Mit 17 lässt sich der Teenager taufen. Nach dem Abi studiert Wolfgang Krautmacher Theologie in Wuppertal und Tübingen. Seinen Entsendedienst und ersten Pfarrdienst absolviert er in Kölln im Saarland. 12 Jahre ist er dort tätig.
Karin Krautmacher wird 1969 in Püttlingen geboren. "In der Stadt wuchs Annegret-Kramp-Karrenbauer auf", erzählt Karin Krautmacher eine Randanekdote. Kindheit und Jugend verbringt die junge Karin in Völklingen. Ihr Studium der Theologie absolviert sie in Saarbrücken und Bonn. Vikariat und Entsendedienst meistert sie in von 1995 bis 2000 in Neuweiler, und die erste Pfarrdienststelle versieht sie von 2000 bis 2004 in Wadern.
Seit 2002 sind Karin und Wolfgang Krautmacher Eheleute. 2004 kommt Jakob, 2006 Friedrich und 2011 Viktoria auf die Welt. Aus Wolfgang Krautmachers erster Ehe stammt Sohn Jan Steffen, der in Aachen Maschinenbau studiert, ergänzt das Ehepaar.
2009 fassen die Eheleute den Entschluss, vom westlichsten Zipfel Deutschlands an dessen östlichsten zu ziehen: Wolfgang Krautmacher übernimmt die Pfarrstelle in Fürstenberg, später kommt der Dienst in Eisenhüttenstadt hinzu. Karin Krautmacher widmet sich ab 2004, dem Geburtsjahr Jakobs, ihren Pflichten als junge Mutter. Parallel unterstützt sie als "Pfarrersfrau" ihren Mann und engagiert sich vielfältig ehrenamtlich. In Fürstenberg etwa leitet sie eine Krabbelgruppe, und hilft beim Vorschulkreis, dem Kindergottesdienst und bei Familien-Freizeiten mit. Zwei Seniorenkreise und das Bibelfrühstück seien noch erwähnt. Und sie engagiert sich in Sachen Kirchenmusik: Spielt Flöte, singt in Chören.
Der Weggang von Fürstenberg sei der Familie nicht leicht gefallen, erzählt das Ehepaar. Hintergrund sei der Wunsch von Karin Krautmacher, sich wieder ihrer Berufung zu widmen und als Pfarrerin tätig zu sein.
Die Ausschreibung einer ganzen Pfarrstelle in Lieberose und einer halben in der angrenzenden Gemeinde Friedland sei dem Paar sofort ins Auge gestochen, oder wie es die Pfarrersleute ausdrücken: "Das hat uns Gott vor die Füße gelegt." Allein die Formulierung in der Ausschreibung, die Stellen seien "für ein Ehepaar ideal geeignet", sei ihnen wie der Wink mit einem Zaunpfahl erschienen. Auch für die Kinder scheint sich alles gut anzulassen: Die Söhne haben schon alle Varianten des Schulwegs zum Beeskower Rouanet-Gymnasium getestet und Viktoria braucht nur auf die gegenüberliegende Straßenseite zu wechseln, um die dortige Grundschule zu erreichen.
Kindergottesdienst geplant
Wolfgang Krautmacher ist in der Gemeinde Lieberose und Land nun für acht Predigtstellen verantwortlich, die Gemeinde zählt rund 700 Glieder. Karin Krautmacher hat mit Friedland und Niewisch nur zwei Predigtstellen zu bewältigen, mit rund 600 Gemeindegliedern aber kaum weniger "Schäflein".
Wolfgang Krautmacher weiß, dass er als Pfarrer der Gemeinde Lieberose und Land auch die Gedenkstätte in Jamlitz, die an das KZ-Nebenlager Lieberose und an das NKWD-Speziallager Nr. 6 erinnert, in seinem Pflichtenheft zu stehen hat. "Ich habe großes Interesse an diesem Thema." Wolfgang Krautmacher teilt mit seiner Frau die Liebe zur Musik. So spielt er Klavier und Cello. Karin Krautmacher möchte in Friedland gerne einen Kindergottesdienst einrichten.