Schon von draußen sind die lebenden Exponate der Lieberoser Kleintierschau zu hören: Es schnattert, gackert und kräht. Zu seiner jährlichen Schau hat am vergangenen Wochenende der Kleintierzuchtverein D 254 auf das Gelände des Busunternehmens Halbasch an der Thälmannstraße geladen.
In dem massiven Zelt hatten sich bereits am Freitag die Preisrichter ein Bild von den ausgestellten Tieren gemacht: 56 Tauben, 84 Hühner, 66 Kaninchen, zwölf Enten und fünf Gänse mussten sich der Bewertung ihrer rassespezifischen Merkmale stellen. "Wir sind mit dem Ergebnis zufrieden. Es gab Pokale, Ehrenurkunden und Zuschlagspreise für unsere Züchter", sagt Vereinsvorsitzender Reimo Bramburger. Die jährliche Ausstellung sei immer ein Kraftakt, aber auch eine Anerkennung für die Züchter, die ihre Tiere für die Schau extra chic machen. "Manche ölen die Kämme der Hähne oder putzen die Tauben, indem sie kleine Federn entfernen, um ihr Federkleid harmonischer aussehen zu lassen", berichtet Bramburger.
Mit seinen 40 Jahren gehört er zu den jüngsten Vereinsmitgliedern. Nur vier der 21 Mitglieder sind unter 60 Jahre. "Mit der Nachwuchsgewinnung ist das nicht ganz einfach. Es reicht nicht, sich in Kita und Schule vorzustellen", weiß der Vorsitzende aus Erfahrung. "Am günstigsten ist es, wenn in der Familie Traditionen fortgesetzt werden". Reimo Bramburger, der gelb-weiß geflockte Friesenhühner ausgestellt hat, eiferte seinem Vater Hans-Jürgen nach, der ebenfalls Vereinsmitglied ist, Hühner und Kaninchen züchtet. Christa Haase aus Schadow, die ihre silber-schwarz gescheckten Deutschen Zwerg Wyandetten vorstellte, ist aus eigenen Stücken zur Züchterin geworden. "Die haben mir immer wieder gefallen, wenn ich sie gesehen habe."
Ähnlich ging es Erhard Büttner aus Goschen. Der 69-jährige züchtet seit den 1970er Jahren und hatte seine ersten schwarz-weiß getupften Hamburger von einem Züchter aus Diehlo erworben. "Ich wollte sie haben, weil sie einfach schön aussehen", erzählt er. Seine Hamburger sind so selten, dass sie bereits zu den bedrohten Haus- und Nutztierrassen zählen und auf der Roten Liste stehen. Büttner ist stolz darauf, dass es ihm gelungen ist, die Zuchtpaare auch mit Tieren aus fremden Ställen so zusammenzustellen, dass seine Hühner nicht überzüchtet und inzestuös sind, sondern kräftig und gesund.
Klein und niedlich im Trend
Der Trend, so berichtet der Vereinsvorsitzende, gehe immer mehr zu Zwerghühnern, wie die von Christa Haase. "Sie brauchen weniger Fläche und weniger Futter." Ihre Eier seien mengenmäßig nicht weniger, aber kleiner. Nicht nur Federvieh war auf der Lieberoser Kleintierausstellung zu sehen, auch wuschelige Kaninchen. Darunter die Roten Neuseeländer von Albert Schulze. Er ist mit 87 Jahren das älteste Vereinsmitglied. "In meiner Jugend hatte Lieberose einen sehr großen Kleintierzüchterverein. Allein 30 Jugendliche waren dabei", erinnert er sich. Die Kinder, die die Ausstellung mit ihren Eltern und Großeltern besuchten, finden die Tiere einfach nur niedlich.