Noch wirkt alles wenig anheimelnd, die Treppe knarrt, im Gang müffelt es ein wenig. Öffnet sich aber die Tür zum Tanzsaal, tobt das Chaos: Auf dem Boden liegen Bilder, Kartons, Papier, auf dem Tisch stehen Farben, liegen Pinsel und sonstige Bastelutensilien. Kinder malen, schneiden, kleben – hochkonzentriert, wie echte Künstler.
Doch wie entstand die Themenidee zu "Wartezeit". "Das Motto habe ich vorgegeben", sagt Künstlerin Anna Grunemann, die die Kinder betreut. "Wir arbeiten in Räumen, die warten, wie der Tanzraum, auf eine Nutzung." Mit den Kindern war sie auf Spurensuche, hat Orte besucht, die in einer Warteschleife verharren, wie einen ehemaligen Schuhladen, der leer steht und Stadtkirche, die auch in einen Dornröschenschlaf versunken ist. Die Jungen und Mädchen fotografierten die magischen Orte, überlegten, was in der Zeit des Stillstands drumherum passiert.
Beispielsweise wachsen Blumen. Dazu sind spannende Interpretationen aus verschiedensten Materialien wie Papier, Bällen, Schnüren entstanden. Jedes Kind verwirklicht eigene Ideen, auch bei der Umsetzung. Anne Grunemann hält sich zurück, gibt lediglich Denkanstöße und passt auf, dass sich niemand im eifer des Gefechts verletzt.
Die 50-Jährige arbeitet seit mehr als 20 Jahren mit Kinder. Bevor sie 2016 hierher kam, lebte sie in Hannover. Jetzt arbeitet sie als freie Künstlerin mit den Schwerpunkten Installationen im öffentlichen Raum und Fotografie. Auch ihre Schwester, die Töpferin Mareile Grunemann arbeitet mit den Kindern. "Dabei können die Workshop-Teilnehmer noch eine weitere Facette ausprobieren, das dreidimensionale arbeiten", so die Künstlerin.
Ben bereitet für die Ausstellung Blumen, Blätter und Äste vor. Warten mag der Zehnjährige nicht: "Ich habe im Juli Geburtstag und wünsche mir ein Lego-Set. Das bekomme ich erst im August, weil es nicht geliefert werden kann."  Die neunjährige Vivien hingegen wartet gern, beispielsweise auf Geburtstage. Für den ihrer Tante gestaltet sie den Innenraum eines Kastens, aus Tapetenresten, Papier und Farbe. Und sie hat einen Wunsch: "Ich möchte, dass die Kunstakademie auch weiter geht wenn ich älter werde."
"Derzeit läuft die Ausschreibung auf weitere Fördermittel. Wenn es gut läuft und dazu trägt auch eine erfolgreiche Ausstellung bei, ist das Projekt bis 2022 gesichert", so Grunemann.
Kooperationen helfen
Den Ferien Sommer-Workshop gibt es bereits seit 2016. Einige Kinder kommen von der Comenius-Grundschule, die eine Kunst Arbeitsgemeinschaft "Künste öffnen Welten" unterhält. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie die Bundeszentrale für kulturelle Bildung e. V. finanzieren das Projekt im Rahmen ihrer Förderprogramme "Kultur macht stark" und Künste öffnen Welten. Unterstützt  wird das Projekt auch von der Begegnungsstätte Familie im Zentrum, dem Förderverein und dem Amt  der Grundschule