Ihren Ehemann Jörg Kühne hatte Elizabeth Balmas in Köln kennengelernt, wo er, ebenfalls im Gürzenich-Orchester, Solo-Bratschist war, bevor er sich dem Instrumentenbau widmete. 2010 zog das Paar nach Berlin und in den Storkower Ortsteil Hubertushöhe. Von dort pendelte Elizabeth Balmas noch ein Jahr lang zur Orchesterarbeit nach Paris.
In Ostbrandenburg aber ist die Geigerin schon seit 2008 bekannt. Vermittelt durch ihren Mann, der den Cellisten Hans-Joachim Scheitzbach beruflich schon lang kannte, gehörte sie zu dessen Stamm-Musikern. Diese werden nun von Elizabeth Balmas zu Kammerkonzerten zusammengeführt. Das ist eine neue Herausforderung für sie, muss sie doch die Termine organisieren und die Programme zusammenstellen. Darauf freut sie sich, und sie wird auch immer mitspielen. Was aber für die Französin, die fließend deutsch spricht, nicht einfach sein wird, ist die Moderation mit Anekdoten, musikgeschichtlichen Erklärungen und Hinweisen auf musikalische Besonderheiten der Werke. "Auf Französisch bin ich das gewohnt, auf Deutsch nicht. Da werde ich wohl anfangs alle meine Texte auswendig lernen müssen", gibt sie lächelnd zu.
Ihre Musikalität ist Elizabeth Balmas in die Wiege gelegt worden. Ihre Eltern, die Mutter war Pädagogin, der Vater Chemie-Ingenieur, waren musikalisch aufgeschlossen. Alle vier Kinder lernten ein Instrument. Geboren ist sie in Versailles. "Hier herrschte königliche Erziehung in der Tradition des 18. Jahrhunderts", erzählt sie. "Wir gingen jeden Sonntag im Schlosspark spazieren und konnten dort auch Ruderboot fahren." Bis zur 6. Klasse besuchte sie eine Privatschule mit besonderem pädagogischen Programm, danach nahm sie an einem von der Mutter betreuten Fernunterricht teil. Ihre gesamte Freizeit gehörte der Geige. Mit sechs Jahren stellte sie sich das erste Mal mit einem kleinen Stück auf einer Viertelgeige, "die noch zu groß für mich war", einem Kinder-Wettbewerb in einem großen Saal in Paris. Bereits mit acht Jahren besuchte Elizabeth Balmas das Conversatorium in Versailles, um sich da vier Jahre lang auf die Aufnahmeprüfung für die Hochschule vorzubereiten. "Dabei hatte ich sehr gute Lehrer – das ist wichtig", erkennt sie an. Immerhin musste sie das Violinkonzert von Antonin Dvorak auswendig vortragen können. Auch der Nachweis über Blattspiel und Orchestertauglichkeit war zu erbringen, ehe es an das Studium ging. "Ohne darüber groß nachzudenken, war es mein Wunsch, Berufsmusiker zu werden", weiß sie. Das Üben und die Auftritte seien für sie nicht Stress, sondern nur Spaß, und Lampenfieber habe sie nur bei besonderen Anlässen, etwa bei Live-Übertragungen, die in ganz Europa ausgestrahlt werden.
Das Studium schnell geschafft
Eine sehr gute, alte italienische Geige, die sie von der Großmutter geschenkt bekommen hatte, unterstützte ihren Studienerfolg. Nach zwei Jahren schon – und das war ganz selten, dass das jemand schaffte – konnte Elizabeth Balmas den Abschluss im Fach Geige machen. Da war sie noch zu jung, um berufstätig zu sein. Sie nahm weiter Privatunterricht und beteiligte sich an internationalen Wettbewerben. Mit 17, 18 Jahren ging die Musikerin noch einmal an die Hochschule, um auch den Abschluss in Harmonielehre, Musiktheorie, Musikgeschichte und Orchesterspiel zu erhalten. Im Studium mit Gleichaltrigen fand sie erstmals auch Musikerfreunde, mit denen sie zu Muggen, das sind musikalische Gelegenheitsgeschäfte, unterwegs war. Damit und mit den Soloauftritten konnte sie nun ihr eigenes Geld verdienen. "Und das war nicht wenig", erinnert sie sich. Der Paganini-Preis und der Carl-Flesch-Preis dienten ihr als Empfehlungen.
Als Elizabeth Balmas mit 24 Jahren an Familiengründung dachte, entschied sie sich für ein geregeltes Einkommen im Orchester, ohne ihre Solo-Tourneen durch die ganze Welt dabei ganz aufzugeben. Als mit 26, 27 und 29 Jahren die Kinder kamen, arbeitete sie dank der Hilfe ihrer Mutter ohne Pause weiter. Die Kinder haben auch "ein bisschen Musik gemacht", sagt die Mutter heute zufrieden. Aber sie erlernten andere Berufe: Sprachdozent, Tanzlehrerin, Informatiker, denn: "Wenn sie nicht als Musiker Spitze sein können, dann sollen sie etwas anderes machen", war ihre Devise.
Weil Elizabeth Balmas unbedingt das musikalische Leben in Deutschland kennenlernen wollte, ging sie nach Köln, wo ihr Pariser Chefdirigent Marek Janowski im Gürzenich-Orchester einen Ersten Konzertmeister für Oper und Konzert brauchte. Nach acht Jahren hatte sie in Köln "alle Soli gespielt und alle Opern: Es war keine Herausforderung mehr." Deshalb ging sie wieder in die Freiberuflichkeit.
Erstes Klassik-Konzert: 15. August, 19.30 Uhr auf dem Hof der Burg Storkow mit dem "Paris-Berlin-Streichensemble", Elizabeth Balmas Violine und Moderation