Die Feuerwehrleute in Groß Briesen wehren sich seit Monaten vehement gegen die Schließung ihrer Ortswehr. Erst kürzlich hatte man mit einem Transparent vor der Stadtverordnetenversammlung protestiert. Letzte Aktion war das Ausrollen des Stoffes mit der Aufschrift "Unsere Feuerwehr bleibt im Ort!" auf dem Kreistag diesen Mittwoch.
Was die Bürger laut Baunack besonders wurmt: Zeitgleich mit der Räumaktion parkt ein Polizeiwagen am Gerätehaus. Die Groß Briesener werten dies als eine Art "Polizeischutz" für das Leerräumen des Gerätehauses. "Wir werden geradezu kriminalisiert", so gibt Baunack die Stimmung vieler Dorfbewohner wieder. Nach Darstellung der Stadt sieht die Sache mit dem Polizeiwagen so aus: Der zuständige Revierpolizist sei zu der Beräumung des Gerätehauses nur deshalb hinzugestoßen, weil er anschließend mit Krüger etwas Dienstliches zu regeln hatte. Die Stadt habe keinesfalls Polizeischutz angefordert, versichert der Sachgebietsleiter.
Die Groß Briesener kämpften seit Bekanntwerden der Feuerwehr-Strukturreform in Friedland für den Erhalt ihrer Ortswehr samt Gerätehaus. Hintergrund ist, dass die Stadt als Trägerin des Brandschutzes einige Gerätehäuser in den Ortsteilen schließt, um die Kräfte an den Standorten mit wasserführenden Autos zu bündeln. Zu den Dörfern, deren Ortswehren deaktiviert werden, zählen Groß Briesen, Zeust, Lindow, Karras, Schadow, Kummerow und Günthersdorf.
Die Feuerwehrleute der anderen betroffenen Ortsteile hätten sich mit der neuen Einsatzstruktur arrangiert, berichtet Steffen Krüger. Nur Groß Briesen nicht. Ein gallisches Dorf? Sven Baunack trägt die Argumente zusammen, die die Feuerwehrleute gemeinsam formuliert haben.
Gerätehaus identitätsstiftend
Demnach empfinden die Groß Briesener das Gerätehaus im Dorf als Teil der dörflichen Identität. Sich selbst vor Gefahren schützen zu können, sei existenziell, es berühre sehr unmittelbar das Zusammengehörigkeitsgefühl. Ein zum Traditionsraum umgewidmetes Gerätehaus sei kein Ersatz: "Wir sind Feuerwehrleute und keine Trachtentruppe!"
Alle erwachsenen Dorfbewohner hätten eine Unterschriftenliste für den Erhalt der Ortswehr unterzeichnet, so Baunack. Im Brandfall ergebe sich jetzt die Situation, dass die Feuerwehrleute von dem Brandort zunächst wegfahren, um sich in einem Klein Briesen oder Oelsen zu sammeln, ehe es zum eigentlichen Brandort zurückgeht. Wenn die Ortswehr nicht mehr autark ist, stehe zu befürchten, dass die Begeisterung für das Ehrenamt schlagartig nachlasse, so der Sprecher. Derzeit gehe es um 13 aktive  Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr, die aufgefordert seien, sich für Klein Briesen oder Oelsen als Sammelpunkt bei Einsätzen zu entscheiden.
Die Bündelung der Einsatzkräfte ist Teil des Gefahrenabwehrbedarfsplans der Stadt Friedland, den die Stadtverordnetenversammlung beschlossen hat. Ziel der daraus abgeleiteten Strukturreform ist, die Einsatzbereitschaft vor allem tagsüber und unter der Woche abzusichern.