Die Debatte über die medizinische Versorgung auf dem Lande erhält jetzt zusätzlich eine architektonische Komponente: Die Kreisverwaltung arbeitet an einem Modulsystem für Hausarztpraxen. Der erste mögliche Standort in Oder-Spree könnte Friedland sein. Hier ist seit den Praxenschließungen von Sigrid Krüger und Ramona Löwe (Lieberose) sowie der bevorstehenden Praxenschließung von Monika Drewke ein Engpass in der Versorgung mit Allgemeinmedizinern zu verzeichnen.
Giebel an Giebel
Der Beigeordnete Michael Buhrke und Friedlands Bürgermeister Thomas Hähle hatten erste Überlegungen zum Bau einer neuen Hausarztpraxis in Friedland bereits vor wenigen Wochen geäußert, nun hat der Amtsleiter Gebäudemanagement in der Kreisverwaltung, Stanley Fuls, dazu eine selbst entwickelte Konzeptstudie vorgelegt. Fuls, von Berufs wegen Architekt, stellte auf der jüngsten Sitzung der Arbeitsgemeinschaft "Entwicklung des ländlichen Raums" ein System von standardisierten Bauelementen vor, mit deren Hilfe sich vergleichsweise kostengünstig Hausarztpraxen verschiedener Größe realisieren lassen. Bezogen auf Friedland ist eine Einrichtung für zwei Ärzte angedacht. Als Standort wird das Gelände gegenüber dem Ärztehaus avisiert. Der Vorteil der Modulbauweise: Das Gebäude könnte wie in Friedland so auch ähnlich in anderen Kommunen errichtet werden. Die Module sollen in Holzbauweise entstehen und per Lkw transportierbar sein. "Der Gedanke der Nachhaltigkeit ist in das Konzept mit eingeflossen, erläutert Fuls.
In Friedland bietet sich laut Fuls eine Konfiguration an, die sich an die Scheunenzeilen im Kirschgartenweg und in der Lieberoser Straße anlehnt: Drei Giebel an Giebel aufgereihte Gebäudeteile auf einer Gesamtfläche von etwa 350 Quadratmetern. Die zwei äußeren Flügel enthalten demnach die eigentlichen Praxen, das Mittelstück ist für gemeinsame Aufgaben, etwa Empfang, Wartebereich oder Verwaltung vorgesehen. Das Konzept wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Friedländer Allgemeinmediziner Sven Schaper entwickelt. Es hat laut Fuls den Status eines "Prototypen."
Nachhaltig und barrierefrei
Wie Buhrke auf der Versammlung mitteilte, soll die Arztpraxis vom Kreis gebaut, und Schaper sowie einem weiteren Mediziner gegen Miete zur Verfügung gestellt werden. Der wichtigste Vorteil: Die Mediziner erhalten einen modernen barrierefreien Arbeitsplatz zu fairen Konditionen. Die medizinische Ausstattung und Möblierung müssten allerdings die Ärzte selbst übernehmen. Laut Buhrke unterstützt die Kassenärztliche Vereinigung das Vorhaben.
Wie in der Sitzung des Arbeitskreises referiert wurde, fehlen im Kreis derzeit etwa zehn Fachärzte und zusätzlich eine nicht benannte Anzahl von Hausärzten. Wie die Beigeordnete Gundula Teltewskaja ergänzte, seien "bis 80 Prozent" aller Ärzte älter als 60 Jahre.
In Groß Rietz ist derweil die ärztliche Versorgung gesichert. Seit Anfang Oktober hat die junge Medizinerin Yvonne Bischoff den Betrieb der örtlichen Hausarztpraxis von der bisherigen Inhaberin Sabine Görsdorf übernommen.