Nach Bekanntwerden der Verdachtsfälle am vergangenen Freitag habe sich das Barnimer Gesundheitsamt noch am späten Abend vor Ort einen Überblick verschafft. Für alle 21 Bewohner des Hauses wurden Quarantäne angeordnet und die ersten Testungen veranlasst, teilte das Barnimer Landratsamt am Dienstagabend mit. Da waren vier der acht unter Quarantäne stehenden Personen bereits zwei Tage verschwunden. Wie Landrat Daniel Kurth einräumte, hätten die vier in der Nacht vom Sonntag zum Montag „unerlaubterweise und unter Brechung der Quarantäneregeln“ das Gelände in der Wartenberger Straße mit unbekanntem Ziel verlassen. „Umgehend nach Bekanntwerden wurden die Polizei und die für die Quarantänebrecher zuständige Botschaft informiert. Es ist davon auszugehen, dass sie sich nicht mehr im Nahbereich aufhalten“, erklärte Kurth am Dienstag. Er hat inzwischen ein privates Dienstleistungsunternehmen mit der Überwachung der Quarantänemaßnahmen beauftragt.
Die 21 Frauen und Männer, die in der Arbeiterunterkunft untergebracht sind, stammen aus Polen und Rumänien. Sie sind als Saisonkräfte in der Havita Berlin Frischgemüse GmbH tätig. Am vergangenen Donnerstag sei bei sechs der Beschäftigten der Verdacht auf eine Infektion mit dem Virus aufgekommen, sagt Geschäftsführer Klaus Bauer im Gespräch mit der Märkischen Oderzeitung. Die anderen seien relativ symptomfrei gewesen. Die Firma habe sich sofort an das Gesundheitsamt gewandt. In dem Betrieb, der auf dem Gelände der ehemaligen LPG in Berlin-Wartenberg, sei inzwischen die gesamte Belegschaft – rund 50 Mitarbeiter – „durchgetestet“ worden. „Die Testergebnisse stehen noch aus“, erklärte der Geschäftsführer am Dienstagabend. Er geht offensiv mit der Häufung von Corona-Fällen in der Unterkunft in Lindenberg um. „Wir haben uns nichts vorzuwerfen“, sagt Bauer. Von Zuständen, wie man sie beispielsweise aus der fleischverarbeitenden Branche kenne, könne bei Havita keine Rede sein. „Unsere Saisonarbeiter sind in Doppelzimmern untergebracht“, stellt er fest. 1991 habe er die Gemüseproduktion aus der LPG herausgekauft, erzählt er. „Ich habe 30 Jahre lang schwer geknüppelt. Das lasse ich mir nicht kaputt machen.“
Lokaler Lockdown nicht nötig
„Es handelt sich um ein sehr kleinräumiges Ausbruchsgeschehen, das wir weiter sehr genau beobachten“, erklärt unterdessen Landrat Kurth, warum ihm ein lokaler Lockdown nach aktueller Lage „nicht notwendig erscheint“. „Die Hausbewohner stehen allesamt unter Quarantäne, werden durch den Arbeitgeber mit Lebensmitteln versorgt und auf dem Grundstück gibt es eine kleine Möglichkeit des Aufenthaltes im Freien“, schätzt er ein. Mitarbeiter des Ordnungsamtes der Gemeinde Ahrensfelde kümmern sich um die Betroffenen.
Lesen Sie hier, wie es weiter geht: Arbeiter hoffen und bangen in Unterkunft in Lindenberg