Nachdem Bürger und Politiker der Kreise Barnim und Oberhavel jahrelang die Inbetriebnahme der alten Stammstrecke der Niederbarnimer Eisenbahn (NEB) forderten und mittlerweile die Planungen dafür begonnen haben, gibt es nun bei Schönwalder Bürgern erhebliche Einwände dagegen. Deutlich wurde dies am Sonnabend bei einer Diskussionsrunde im neuen "Café im alten Bahnhof", zu der Anke Przybilla eingeladen hatte. Sie wohnt direkt am alten Gleis der früheren Stammstrecke, die nach jetzigen Aussagen 2023 von Schönwalde bis nach Berlin-Wilhelmsruh befahren werden soll. "Heute fährt hier gelegentlich einmal die Museumsbahn. Aber schon bei den wenigen Güterzügen merken wir die Erschütterungen und nehmen den Lärm deutlich wahr", kritisiert die Bürgerin. Noch deutlicher wurden andere Anwohner. "Seit 50 Jahren ist das Gleis faktisch tot. Und daher habe ich keine Lust darauf, dass direkt neben meinem Schlafzimmer ein Zug durch donnert. Unser Haus steht sechs Meter vom Gleis entfernt. So habe ich mir meinen Lebensabend jedenfalls nicht vorgestellt.", hieß es beispielsweise.
Es sind etliche Fragen, die von den Bürgern aufgeworfen werden. Die Forderungen nach Lärmschutz, nach Bahnschranken an den Übergängen, nach zusätzlichen Parkplätzen und die Sorgen vor Feinstaub und Belastungen durch den Glyphosat-Einsatz im Gleisbett gehören dazu. Vehement wird die als ungenügend eingeschätzte Einbeziehung der Bürger bei den Planungen hinterfragt. Offenkundig arbeite die NEB nach der Unterschrift unter eine Planungsvereinbarung zur Reaktivierung der Stammstrecke mit Hochdruck daran, die planerischen Voraussetzungen zu schaffen. "Wir als Gemeinde wurden bislang gar nicht einbezogen, das finden wir nicht in Ordnung. Dabei gehören wir zu den Trägern öffentlicher Belange. Uns liegt nichts Schriftliches vor", versicherte die Wandlitzer Bürgermeisterin Jana Radant den Schönwaldern. Wie sie sagte, sei NEB-Chef Detlef Bröcker angeschrieben worden, auch um die knappe Einspruchsfrist von vier Wochen zu verlängern.
Schildower Informationen
Unterstützung bekommen die Schönwalder von Mitgliedern einer Schildower Bürgerinitiative (BI), die sich schon länger mit den Belangen der alten Stammstrecke befasst. Diese BI habe von Bröcker bestätigt bekommen, die NEB würde zweimal im Jahr mit dem unter Krebsverdacht stehenden Mittel Glyphosat gegen das Unkraut im Gleisbett vorgehen. "Wir riechen das auch, unsere Gesundheit wird gefährdet", so die Schildower, die auf weitere Aspekte aufmerksam machen. Demnach gebe es immer noch Pläne, mit der Inbetriebnahme der Stammstrecke die jetzige Verbindung über Berlin-Karow wegfallen zu lassen. Damit wäre Schönerlinde faktisch vom Bahnnetz abgekoppelt.