Verantwortlich dafür: die Barnimer Band "Die Pyjamas". Sie gab für die Bewohner ein fast zweistündiges Livekonzert, spielte Ska und Reggae.
Die musikalische Einlage war als Solidaritätsaktion gedacht und hatte einen konkreten Hintergrund, denn in der Unterkunft herrscht aktuell Corona-Alarm. Ein Mann ist positiv auf Covid-19 getestet worden. Seitdem befindet sich ein Großteil der Flüchtlinge, die im Erdgeschoss des Heims leben, in Quarantäne. Laut Angaben des Landkreises soll es 14 Kontaktpersonen geben.

Eine Küche für 15 Bewohner

Die Corona-Problematik hat auch die Initiativen "Barnim für alle" und "Bürger*innen-Asyl Barnim" auf den Plan gerufen. Sie sehen akuten Handlungsbedarf und fordern von der Politik, dass Geflüchtete im Landkreis künftig dezentral untergebracht werden – in Wohnungen statt in Heimen. "In Gemeinschaftsunterkünften wie hier in Bernau können sie die Corona-Abstandsregeln nicht einhalten", betont Philipp Grunwald, einer von 30 Aktivisten.
Als Grund führt er die beengten Wohnverhältnisse in der Unterkunft an. Es gebe Mehrbettzimmer, die Küche müssten sich bis zu 15 Bewohner miteinander teilen. Ähnlich sei es mit den Sanitäranlagen. Ein wirksamer Infektionsschutz sei so nicht möglich – und das Corona-Risiko automatisch erhöht.
"Die Situation ist schwierig, Abstand können wir nicht halten", berichtet Mehran, ein 31-jähriger Iraner. Er ist seit sechs Monaten in Bernau-Waldfrieden untergebracht. Zudem gehört zu jenen Geflüchteten, die noch bis heute in Quarantäne sind. Alle wurden negativ getestet, heißt es beim Landkreis. Das gelte auch für mehrere Mitarbeiter eines Pflegedienstes und Rettungsdienstes, die als mögliche Kontakte ermittelt wurden.
Bei ihrer Forderung, die Geflüchteten in Wohnungen unterzubringen, verweisen die Aktivisten auf die Wissenschaft, genauer: auf eine aktuelle Studie des Epidemiologen Kayvan Bozorgmehr von der Universität Bielefeld. Dieser hat mit weiteren Forschern Covid-19-Ausbrüche in 42 deutschen Unterkünften ausgewertet. Mit dem Ergebnis, dass das Ansteckungsrisiko für alle Bewohner, sobald das Virus in die Unterkunft gelangt ist, bei 17 Prozent liegt. Eine Zahl, die sonst nur noch auf Kreuzfahrtschiffen nachgewiesen wurde. "Die Gefahr ist zu groß", sagt Philipp Grunwald von "Barnim für alle".
Als Vorbild der Aktivisten dient die Stadt Potsdam. Dort hat die Stadtverwaltung erst in der vergangenen Woche beschlossen, langfristig alle Sammelunterkünfte aufzulösen. "Das  fänden wir auch für den Barnim gut", so Grunwald. Er verweist dabei auf Eberswalde, wo es im Gegensatz zu Bernau einen hohen Wohnungsleerstand gebe. Diese Wohnungen sollten in einen nutzbaren Zustand versetzt werden, findet der Aktivist.

Landkreis hofft auf Angebote

Der Kreis gibt sich mit Blick auf die Unterbringung der Geflüchteten zurückhaltend. "Ziel aller unserer Anstrengungen ist es, eine Integration mit selbständigen Wohnen im eigenen Wohnraum zu ermöglichen", betont Kreissprecherin Jana Mundt zwar. Dafür seien das Unterbringungsmanagement des Landkreises, der mobile soziale Dienst, der Migrationssozialdienst, der Migrationsfachdienst und die Sozialarbeiter in den Einrichtungen tätig. Man würde mit allen Wohnungsbaugesellschaften zusammenarbeiten. "Leider erlaubt uns die Wohnungssituation – vor allem im berlinnahen Raum – nicht, ausreichend Wohnungen für Geflüchtete zu akquirieren", muss Mundt eingestehen.
In Eberswalde betreibt der Landkreis bereits einzelne Wohnungen im Brandenburgischen Viertel für Geflüchtete. Ob weitere dazu kommen, ist offen.
Die Sprecherin betont, der Kreis freue sich über Wohnungsangebote, auch von privaten Vermietern. Man nehme Unterstützung gern an. Insgesamt leben im Barnim mehr als 1000 Asylbewerber, 113 davon in der Unterkunft in Bernau-Waldfrieden.

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