Dieser Freitagnachmittag ist  ein Höhepunkt in der Genossenschaftsgeschichte. Mehr als vier Jahre nach der Gründung nehmen die Braugenossen auf dem Gutshof in Börnicke ihre eigene Brauerei in Betrieb.

Nach 111 Jahren ein neuer Anlauf

Das erste Bier in Bernau wurde im Jahre 1423 gebraut. Damit sei "die schönste Seite in der Stadtgeschichte" aufgeschlagen worden, sagt Aufsichtsratschef Torsten Rexin. Bernauer Bier sei "das Beste" in der Mark Brandenburg gewesen. Im 16. Jahrhundert wurden 30 000 Tonnen davon pro Jahr produziert.
1909 ging in der letzten Brauerei Bernau das Licht aus. Weitere 111 Jahre mussten vergehen, ehe die Stadt wieder an ihre Geschichte anknüpfen kann. Ruslan Hofmann ist stolz, dass er der Braumeister sein darf. Die erste Brauerei, in der seine Berufskarriere vor 15 Jahren begann, befand sich in Berlin-Friedrichshagen. Das erste Bier, das er dort braute, war ein "Bernauer Dunkel". Nun schließt sich der Kreis für den Klosterfelder. Er zeichnet allein für den Geschmack Bernauer Bieres verantwortlich – in einer Bernauer Brauerei. Rund 1,5 Millionen Euro hat die Genossenschaft in ihre Brauerei investiert. Ein Drittel der Summe entfällt auf die Ausstattung mit Brauanlage, Innen- und Außeneinrichtung der Gaststube. Auf rund 50 000 ehrenamtliche Arbeitsstunden brachten es die Braugenossen. "Setzt man den Wert einer Arbeitsstunde mit 20 Euro an, sind das allein eine Million Euro", rechnet Aufsichtsratsvorsitzender Rexin den etwa 250 bis 300 Besuchern auf dem Börnicker Gutshof vor.

Belebung für den Gutshof

Als Matthias Jitschin, der Ortsvorsteher von Börnicke, zum ersten Mal von den Braugenossen hörte, erkannte er sofort, dass das die Chance war, den Gutshof zu beleben. Er schlug ihnen die alte Brennerei als künftiges Domizil vor. "Wir haben uns alles Mögliche in Bernau angesehen, aber als wir hier nach Börnicke kamen, wussten wir: Das ist es", erinnert sich Vorstandsvorsitzender Frank Dietrich. "Nun sind wir hier. Sicher zwei Jahre später als geplant, aber wir haben’s geschafft", freut er sich.
Bernauer Braugenossen

Bildergalerie Bernauer Braugenossen

Bürgermeister André Stahl und die Stadtverordneten von Bernau sind unverzichtbare Förderer der Braugenossenschaft. An der alten Brennerei sei bereits vor zehn Jahren gebaut worden, erinnert sich Stahl. Als die Braugenossen ihr Interesse an dem Gebäude anmeldeten, sei die Stadt sofort bereit gewesen, die entsprechenden baulichen Veränderungen in die Wege zu leiten. So entstand das Sudhaus und der Gastraum mit 40 Plätzen. Dann verleiht Stahl unter dem Beifall der Besucher das Braurecht an die Genossenschaft.