"Da muss man erstmal schlucken als Elternteil", erzählt Heyn, die als Verkäuferin in einem Supermarkt im Wandlitzer Ortsteil Basdorf arbeitet. Offenbar hatten ihre Tochter die Nachrichten zu Corona, denen man sich zu Beginn der Krise, im März, kaum entziehen konnte, verängstigt. Heyn hat dann versucht, ihrer Tochter zu erklären, dass die Situation zwar schlimm sei, man sich aber schützen könne, wenn man auf die Abstandsregeln achtet. Am Ende musste sie ihr auch versprechen, "dass mir nichts passiert." Erst dann war die Tochter beruhigt.
Ungeschminkt und authentisch
Diese kleine Episode, die Heyn hier schildert, ist Teil eines Film-Projektes aus Wandlitz, das seit Kurzem über die Homepage der Gemeinde abrufbar ist. Heyn ist dabei eine Protagonistin von vielen. Auch ihre Tochter Charly und ihr Mann Tyler kommen zu Wort. Ebenso wie die Kinderkrankenschwester Linda Lux aus Klosterfelde und ihre beiden Kinder, der Grundschullehrer Holger Raatz, vier Schülerinnen, Landrat Daniel Kurth und Bürgermeister Oliver Borchert. Sie alle reden über Corona – und den mitunter schwierigen Umgang damit.
Die Idee für diese Gesprächsreihe hatte die Jugendkoordinatorin Gabi Breest-Grohnwald und ihr Team Jugendarbeit (IB). "Wir wollen mit diesen Interviews die Situationen festhalten – als Zeitzeugendokument", betont Breest-Grohnwald. Unterstützt wurde das Projekt von Regisseurs Bernd Sahling, der Regie, Kamera und Schnitt übernahm.
Die große Stärke der Interviews ist, dass sie ungeschminkt wirken, authentisch. Das liegt auch an den guten Fragen. Man erfährt etwa, was Linda Lux, der Krankenschwester, die obendrein alleinerziehend ist, durch den Kopf ging, als sie das erste Mal gehört hat, dass ihre Kinder jetzt zu Hause bleiben werden? "Panik", sagt sie und lacht. Und sie habe sich Sorgen gemacht, dass viel Unterricht verloren gehe und wie man es regelt, den Stoff nachzuholen. Man erfährt auch, wie ihre Tochter, die 15-jährige Joanne, mit den Lehrern ihres Gymnasiums kommuniziert hat – erst per E-Mail, was schwierig gewesen sei ("man musste die Aufgaben abfotografieren und per E-Mail zurückschicken"). Später konnten die Schüler dann zum Austausch die Internetplattform "Mircosoft Teams" nutzen, das sei besser gewesen, da habe man sogar mit den Lehrer chatten können.
Man erfährt auch, dass der erste Schultag nach der Corona-Pause komisch war, wie der Basdorfer Deutsch-Lehrer Holger Raatz schildert. "Alle Schüler saßen leise da, mit Mundschutz. Das war schon sehr komisch. Nicht die fröhliche, lebendige Atmosphäre wie sonst, eher gedämpft."
Vorführung im Goldenen Löwen?
Alle Interviews sind binnen eines Monats entstanden, zwischen dem 6. Mai und dem 5. Juni. Ein sportlicher Rahmen. Zumal es zu Beginn gar nicht einfach gewesen sei, Leute zu finden, die mitmachen. "Vor allem bei den Schülern war es schwierig", sagt Filmemacher Bernd Sahling. Doch am Ende gelang auch das.
Ziel von Jugendkoordinatorin Gabi Breest-Grohnwald ist es nun, das Film-Projekt zeitnah im Goldenen Löwen zu zeigen – mit allen Beteiligten und Gästen. Das sei zwar schwierig, aber man werde das schon hinkriegen, ist sie sich sicher.
Zum Abschluss kommen wir noch einmal zurück zur sechsjährigen Charly Heyn. Als Sahling sie fragt, was sie sich wünsche, sagt sie: "Das bald alles besser wird." Ein Wunsch, wie ihn damals und heute wohl viele haben dürften.
Der Link zum Projekt: www.wandlitz.de/seite/466609/corona-filmprojekt