Die Wandlitzer Fraktion Linke/Grüne/B90/UWG haben den Dialog zum Thema Wachstum in Wandlitz aufgenommen und wollen künftig die Bürger verstärkt nach ihrer Meinung befragen und, so wörtlich, „besser zuhören“. Den Auftakt erlebte am Montagabend eine begrenzte Zahl von Einwohnern, die nach ihrer Befindlichkeit in der beständig wachsenden Gemeinde befragt wurden. Die Diskussionen offenbarte ein großes Unwohlsein der Bürger, das vorwiegend aus den akuten Infrastrukturproblemen resultiert.
Selbst das Trinkwasser wird zeitweise knapp
Ob Verkehrsprobleme, Schwarzwasser und mangelhafter Leitungsdruck beim Trinkwasser, fehlende Kita-Plätze, übervolle Schulklassen oder Züge der Bahn, die Bürger vermissen offenbar den Einsatz der Politik für die hier lebenden Wandlitzer. „Wir haben die Grenze erreicht, jetzt muss Stopp gesagt werden“, forderte beispielsweise der Basdorfer Martin Heim, der sich in einem offenen Brief an alle Einwohner gewandt hatte. Antworten bekam er übrigens nur spärlich, von SPD, CDU und von Bürgermeister Oliver Borchert blieben Reaktionen völlig aus.
Mieten bei Neubau oft zu teuer
Heim kritisierte den Wohnungsmangel und unbezahlbare Mieten. „Wer kann sich denn 12,90 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter leisten“, fragte er mit Blick auf Neubauprojekte in Klosterfelde, Basdorf und Wandlitz. Bohrende Fragen auch von Wolfgang Thiemig, der seit 1984 in Wandlitz wohnt. Er vermisst bei Gemeindevertretern und dem Bürgermeister die Politik für die Einheimischen. „Es kann doch nicht darum gehen, für Baulöwen Projekte zu ermöglichen, sodass diese mit ihren einhundert Wohneinheiten möglichst viel Geld verdienen.“
Zugang zum See nur mit großen Umwegen
Eine 82-Jähriger aus der Karl-Marx-Straße sprach den gesperrten Seezugang am Hotel „Seeterrassen“ an. „Seit drei Jahren war der Verwaltung bekannt, dass dieser Privatweg geschlossen wird. Das führte aber nicht dazu, dass sich jemand Gedanken gemacht hätte. Viele Rentner und selbst die Kita-Kinder müssen jetzt große Umwege zum See laufen“, so der Vorwurf. 130 Unterschriften kamen binnen kurzer Zeit zusammen, um wenigstens einen der insgesamt fünf Zugänge auf kommunalem Land zu öffnen. „Das wäre sogar über Nacht möglich, aber es scheint niemanden zu interessieren.“
Präsent vorgetragen wurden auch die Sorgen von Anwohnern der Basdorfer Fliederstraße. Sie hatten vehement gegen die Aufstellung eines B-Planes für ein Neubau-Projekt votiert, wurden aber von den Gemeindevertretern nicht ausreichend unterstützt. „Ich bin mir sicher, nach Paragraph 34 Baugesetzbuch dürfte dort nicht in diesem Umfang gebaut werden. Jetzt wurde ein Aufstellungsbeschluss gefasst, und wir müssen davon ausgehen, dass es Ausnahmegenehmigungen geben wird und direkt an unseren Grundstücken Mehrgeschosser wachsen werden“, trug eine junge Frau vor. Dirk Schneider, ein Jung-Wandlitzer mit hörbarem Bezug zu Sachsen, forderte die Politiker auf, mehr Einfluss auszuüben. „Ich kenne Gentrifizierung aus Dresden-Neustadt“, warnte er.
Basdorf ein Brennpunkt der Entwicklung
Frank Ihlenfeld, der für die Fraktion (Linke/Grüne/B90/UWG) im Bauausschuss sitzt, regte an, künftig lauter zu werden. „Wir müssen lauter werden, nicht nur, wenn wir direkt vor der Haustür betroffen sind“, rät er. Jörg Striegler brachte das Thema des Abends in einer Frage auf den Punkt: „Ist der Zuzug das Problem oder die Lösung?“, formuliert er und bemängelt ein Ungleichgewicht. „Die harmonische Entwicklung ist gestört.“
Mehrfach wurde die spezielle Situation im Basdorfer Osten angesprochen. Avisierte Entwicklungen in der Kleiststraße, dem Heinrich-Heine-Ring und auf dem Polizeigelände würde die Lebensqualität weiter beeinträchtigen, so die Sorge.