Gute Verkehrsangebote auf dem Land und der Erhalt der Verbindungen zwischen Stadt und Land werden immer wichtiger. Melchow startet gemeinsam mit der Deutschen Umweltstiftung ein Modellvorhaben, um Einwohner ohne Auto mehr Mobilität zu verschaffen.
Ob jung oder alt: Es gibt viele Situationen, in denen sich Anwohner eines Dorfes eine unkomplizierte Fahrgelegenheit wünschen. Für ältere Anwohner ist es vielleicht die Fahrt zum Einkauf, Arzt oder einer Veranstaltung am Abend, bei Jugendlichen möglicherweise ein Treffen bei Freunden. Sie alle könnten von den vielen privaten Einzelfahrten profitieren, sagt Michael Golze von der Deutschen Umweltstiftung. Und: Gemeinsame Fahrten würden auch das Miteinander im Ort stärken.
Die Frage ist nur, wie beide Seiten zueinander finden. Internetanwendungen von privaten Mitfahrzentralen funktionieren auf dem Land aufgrund von Netzlücken nicht überall gut. Andere wollen oder können die digitale Technik nicht nutzen. Für Michael Golze steht daher fest, dass eine Mitfahrvermittlung nicht nur digital organisiert sein darf, sondern sowohl über das Internet als auch an einer Anlaufstelle im Ort für jeden, auch ohne Computerkenntnisse, erreichbar sein muss.
Schon im März 2018 hatte die Gemeindevertretung einen Workshop zur Verbesserung der Mobilität von Nicht-Autofahrern veranstaltet. Die Umweltstiftung war ihrerseits für ihr einmaliges Modellprojekt „Fahr mit!“ auf der Suche nach einer interessierten Gemeinde. Die Idee: An der Kreuzung Eberswalder Straße/Alte Dorfstraße wird eine Anzeigetafel angebracht. Sie listet auf, wer wann eine Fahrt anbietet. Alle Fahrer und Mitfahrer müssen sich nur einmalig schriftlich anmelden. Die Fahrer stellen ihre Angebote dann eigenständig ein. Die Mitfahrer erhalten einen Chip, mit dem sie auf dem Display durch einfaches Antippen (ohne Handy) Hin- und Rückfahrten buchen können. Parallel dazu wird für alle, die sich für eine Fahrt online anmelden wollen, auch eine App entwickelt. Als fester Abholpunkt ist die Bushaltestelle an der Feuerwehr in Melchow vorgesehen. Für alle Beteiligten im Ort ist die Mitfahr-Vermittlung kostenlos. Über „Fahr mit!“ wird noch in einem Infobrief an die Haushalte informiert.
Nachdem die Gemeindevertretung ohne Gegenstimme am Montagabend dem Pilotprojekt zugestimmt hat, wird es bis Juni 2019 von der Deutschen Umweltstiftung im Ort betreut. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit fördert das Vorhaben aus dem Fonds für Nachhaltigkeitskultur mit knapp 50 000 Euro. Davon wird, so Michael Golze, dass gesamte Projekt finanziert. Sofern der Betrag reicht, wird eine zweite Infotafel in Schönholz installiert. Will die Gemeinde das Pilotprojekt nach der Testphase weiterhin nutzen, könne sie es einschließlich aller technischen Anlagen übernehmen.
Auch wenn die Zustimmung deutlich ausfiel, gab es doch Fragen. Das Pilotprojekt „Fahr mit!“ stehe jedenfalls nicht im Gegensatz zu der Absicht, auch eine Art Rufbus einzuführen, so Bürgermeister Ronald Kühn. Die Systeme würden sich ergänzen, Die Rufbus-Fahrten könnten bei „Fahr mit!“ angezeigt werden.
Ob die Mitfahrer einen Obolus an den Fahrer zahlen, so Michael Golze, bleibe ihnen überlassen. Auch stehe es Ihnen frei, ihre Telefonnummern auszutauschen oder andere Abfahrorte zu wählen. Im weitläufigen Melchow sei dies sicherlich sinnvoll.
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