Viele MOZ-Leser haben im Laufe des Donnerstag berichtet, dass sie vom bundesweiten Warntag nicht viel mitbekommen hätten. Die Sirenen, die um 11 Uhr heulen sollten, wurden nur vereinzelt vernommen, auch die Warn-Apps reagierten zum Teil nur verzögert. Bundesweit sah es nicht viel anders aus.
Auch dem Landratsamt sind die Probleme am Warntag nicht verborgen geblieben. Die Kreisverwaltung teilte mit, dass man Optimierungsbedarf sehe.
Landrat will mit Städten und Gemeinden reden
Demnach will Landrat Daniel Kurth mit den Städten und Gemeinden kurzfristig über Lösungen zur Optimierung der Sirenen-Alarmierung im Landkreis zu sprechen. Ziel müsse es sein, dass zum Warntag 2021 mehr Sirenen mit den entsprechenden Warnsignalen versorgt werden können.
Laut Kurth konnte der auf- und abschwellende Warnton von einer Minute Länge zur Warnung vor Gefahren im Rahmen des ersten Warntages noch nicht ausgelöst werden, da viele Sirenen im Landkreis diesen Warnton nicht mehr ausgeben können.
Kein einheitliches Sirenen-Warnsystem seit 1990
Grund dafür sei, dass das noch zu DDR-Zeiten nahezu flächendeckende Sirenen-Warnsystem ab 1990 schrittweise in die Verantwortung der Kommunen übergeben wurde. Einige Städte und Gemeinden hätten ihre Technik modernisiert, in anderen Bereichen seien Sirenen aber stellenweise komplett zurückgebaut worden, weil sie nach Ende des Kalten Krieges als nicht mehr erforderlich gegolten hatten.
Die Folge: Ein bundesweit einheitliches System zur Warnung der Bevölkerung stehe seit diesem Zeitpunkt nicht mehr zur Verfügung.
Kurth hält Sirenen für geeignete Alternative zu Warn-App
Kurth, selbst aktiv im Katastrophenschutz, hält es vor dem Hintergrund stetig zunehmender Gefahrensituationen durch Natur- oder Umweltkatastrophen, Großbränden oder Terroranschlägen aber wieder für erforderlich, Bürger schnell über Gefahrensituationen zu informieren. Dass müsse auch in Situationen sichergestellt sein, in denen Radio und Fernsehgerät ausgeschaltet sei oder das Internet zum Betrieb von Warn-App´s nicht oder nur eingeschränkt zur Verfügung stehe, so Kurth. „Sirenen wären hierfür eine geeignete Alternative", wird der Landrat in der Mitteilung zitiert.
Er begründet dass auch damit, dass die Warn-App des Bundes mit Namen „NINA“ im Rahmen des Warntages sehr schnell an ihre Leistungsgrenzen gestoßen sei. Informationen seien zum Teil nur sehr zeitverzögert oder in Einzelfällen auch gar nicht auf den mobilen Endgeräten der Bürgerinnen und Bürger verfügbar gewesen.
„Dennoch macht es Sinn, die Warn-App NINA zu benutzen“, betont Kurth. Er denkt, der Bund werde die erkannten Schwachstellen jetzt auch schnell beheben.
112 Sirenen-Standorte im Barnim
Insgesamt verfügt der Barnim nach Angaben des Kreises über 112 Sirenen-Standorte. Etwa 90 Prozent davon könne zentral durch die Regionalleitstelle Nordost der Feuerwehr in Eberswalde ausgelöste werden. Am Warntag wurden an zehn Standorten die Sirenen ausgelöst. Ob sie auch überall ein Warnsignal zu hören war, blieb zunächst unklar. Die zehn Standorte waren: Bernau-Ladeburg, die Clara-Zetkin-Siedlung Eberswalde, Ahrensfelde, Finowfurt (Schorfheide), Biesenthal, Wandlitz, Seefeld (Werneuchen), Britz, Joachimsthal (Schorfheide) und Zepernick (Panketal).
Dass nicht weitere Sirenen ausgelöst wurden, hatte laut Regionalleitstelle auch technische Gründe. Der Aufwand wäre zu groß gewesen, da alles über einen einzigen Computer laufe. Außerdem hätte sich dann die Alarmierung von Feuerwehren oder des Rettungsdienstes zu tatsächlichen Einsätzen verzögern können, heißt es beim Kreis.