Die Besucher sind einigermaßen aufgeregt, als Owe Bensch zur Zange greift, um die glühend rote Keramik aus dem Gasbrennofen zu befördern. Bloß nicht unsicher werden, etwa den Griff lockern oder sonst irgendwie patzen. Sollten die Kerzenständer, Schalen oder der dicke Rabe zu Boden fallen, wären alle vorhergehenden Mühen umsonst gewesen.
Doch dazu kommt es nicht an diesem Sonnabend, der mit einem trüben Wolkenhimmel von sich reden macht, aus dem aber gottlob kein Regen fällt. Künstlerin Katrin Bensch verfolgt im Garten das Werkeln ihres Mannes genau und steht hilfreich zur Seite. Ein Korb mit Stroh wartet bereits, dort hinein kommen die glühenden Arbeiten. Sofort steigt Rauch auf. Es brennt sogar, als Sägespäne auf das Brenngut gestreut werden. Dann stoppt ein Deckel die Sauerstoffzufuhr, das Feuer erlischt im schwarzen Qualm.

Lehre als Steingutmacherin

Das Vorgehen hat seinen Sinn, wie die Keramikerin erklärt. Die Glasur beginnt zu knacken, es bilden sich Risse. Später werden genau diese Risse den Reiz der Kunstwerke ausmachen, die dann noch filigraner und zerbrechlicher wirken werden. Die Umstehenden sind von der kleinen Vorführung begeistert. Die Kinder würden am liebsten sofort zugreifen, um die Werke in die Hand zu nehmen oder Farbe aufzutragen. Katrin Bensch mahnt mit gutem Grund zur Geduld.
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Frankfurt (Oder)
Die 59 Jahre alte Künstlerin aus Wandlitz gehört heute zur Gilde der erfahrenen Keramiker. Bei Kaffee und Donauwelle erzählt sie, wie sie in den 80er Jahren in der damaligen DDR ihre ersten beruflichen Schritte setzte. Ihr Weg führte sie 1982 in den Fläming, um dort den Beruf eines Steinzeugmachers zu erlernen, wie es damals hieß. Sie hängte später eine Meisterausbildung dran und verblieb keineswegs nur in der Heimat. „Ich habe in Frankreich gearbeitet und fremde Luft geschnuppert“, deutet sie an.
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Noch später, als Gattin und Mutter dreier Söhne, wuchs der Wunsch, die Berliner Enge mit zwei Zimmern in Pankow hinter sich zu lassen. „Eigentlich sollte es in Richtung Mecklenburg-Vorpommern gehen, aber wir fanden dieses Haus hier in Wandlitz“, erzählt die Frau. 2006 zogen sie in das traditionsreiche, schon über einhundert Jahre alte Haus an der Bernauer Chaussee, in dem dem Vernehmen nach früher Annelie Grund gewohnt hatte, ebenfalls eine Wandlitzer Künstlerin. Das Grundstück legt sich tief in die Wandlitzer Gefilde. Von außen ist kaum erkennbar, welchen Reiz der weit hinten gelegene Garten zu verströmen vermag.
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Neuhardenberg
Die Zahl der Besucher hält sich am trüben Sonnabend in überschaubaren Grenzen. Es sind die Kinder mit den Enkeln, Nachbarn und einige neugierige Berliner, die sich den Hof als Anlaufpunkt ihrer Atelier-Tour ausgeguckt haben. Verkehrsgünstig neben dem Bahnhof Wandlitz gelegen, genießt Katrin Bensch durchaus einen strategischen Vorteil am Tag der offenen Ateliers. Ein ehemaliger Stall dient ihr als Ausstellungsraum. In den Regalen stehen Schalen, Teller, Tassen und Töpfe, auch für Kinder. Kerzenhalter versprechen kuschelige Stimmung, ebenso imposant große Kannen mit Tülle, in denen ganz früher auf dem Dorf bei Geburtstagsrunden der Kaffee gebrüht wurde.

Liebeserklärung an Kunst, die im Alltag besteht

Auffällig sind die vielen Vogelmotive, die der Keramik einen besonderen Pfiff verleihen. „Vögel und Fische sind irgendwie meins. Die Vögel wurden über die Jahre immer fantasievoller, sie entwickelten sich weiter“, erzählt Katrin Bensch verschmitzt von ihrer Arbeit. Und weiter: „Ich trinke gern aus meinen Tassen. Sie sind so schön gebräuchlich“, folgt eine Liebeserklärung an Kunst, die im Alltag besteht.
Zu ihrem Leben gehören nicht nur die eigene Familie, die Werkstatt und der Hof, sondern auch ihre hauptberufliche Tätigkeit in einer Berliner Integrationseinrichtung, wo sie inzwischen als Pädagogin tätig ist. Dort gibt sie Jugendlichen die Liebe zum Töpfern weiter.