Welche Ziele haben Bernau, Panketal und Biesenthal bei der Entwicklung der Infrastruktur und des gemeinsamen Wirtschaftsraumes? Unternehmer befragten am Dienstag dazu die Bürgermeister André Stahl, Maximilian Wonke und Amtsdirektor Andre Nedlin.
Nach Ansicht von Carsten Schmidt, Vorsitzender der Unternehmervereinigung Barnimer Mittelstandshaus, steht die Region Bernau–Panketal–Biesenthal ganz gut da. Im Jahre 2017 zählte allein die Stadt Bernau rund 3000 Gewerbeanmeldungen. Davon waren 32 Industriebetriebe, 725 Handwerksbetriebe und 700 Handelsbetriebe. Aus dieser Struktur schließt Schmidt: "Wir sind hier in der Region nicht so konjunkturabhängig."
Schon Alt-Bürgermeister Hubert Handke (CDU) hatte während seiner über 20-jährigen Amtszeit in dieser Struktur einen Vorteil gesehen. Während in Krisenzeiten in anderen Kommunen Firmen insolvent gingen und damit Städte und Gemeinden potente Steuerzahler verloren, blieb Bernau zwar auf relativ niedrigem, aber konstantem Einnahmeniveau.
Doch auch in Bernau hat es vor fünf Jahren einen Entwicklungsschub gegeben, der bekanntlich bis heute anhält. Der Zuzug und der damit verbundene Wohnungsbau – bis 2020 sollen 2500 neue Quartiere fertig sein – verändert die Stadt mental und sichtbar. Anfang des Jahres verkündete Bürgermeister André Stahl (Linke) deshalb einen Paradigmenwechsel. Begonnene Bauvorhaben würden noch fertiggestellt, wichtig sei jetzt aber die Konzentration auf den Ausbau der Infrastruktur.
Dieses Ziel erläuterte er auch am Dienstag vor den etwa 60 Mitgliedern des Barnimer Mittelstandshauses. Er lobte einheimische Firmen, für die es wieder attraktiv sei, Aufträge in der Stadt anzunehmen und nannte als Beispiel den Rathausneubau, bei dem in fast allen Gewerken Bernauer Firmen tätig seien. Auch mit der Besetzung von freien Stellen habe die Stadt bislang keine Probleme. Bisherige Berufspendler nach Berlin zögen mittlerweile eine Arbeit in der Region vor, stellte er fest.
Investitionen in weitere Kitas und Schulen, den Bau der Lade- als kleine Umgehungsstraße, die mittelfristige Anbindung von Stadt- und Ortsteilen an die Autobahnanschlüsse Bernau-Süd und -Nord sowie die Verdoppelung der Angebote im öffentlichen Personennahverkehr bis 2025 nannte Stahl als weitere Vorhaben. In diesem Zusammenhang erklärte er, er wolle größere Verkehrsprojekte "den Bürgern zur Entscheidung vorlegen, damit nicht nur Kleinstgruppen beispielsweise über eine Anbindung an die Autobahn entscheiden". Das Beispiel Neues Rathaus habe gezeigt: "Es gibt keine größere Legitimation als die durch die Bürger!"
Stahls Panketaler Amtskollege Maximilian Wonke (SPD) sagte in der Runde am Dienstag klipp und klar: "Wirtschaftliche Entwicklung für uns sind die Verkehrsadern in die Hauptstadt." Von den rund 21 000 Einwohnern seien 8000 Auspendler nach Berlin. "Große Gewerbeflächen werden wir nicht mehr ausweisen. Panketal ist ausgereift. Wir freuen uns schon, wenn wir den Erlebnishof in Schwanebeck bekommen. Das ist schon schwierig genug."
Die sechs Gemeinden des Amtes Biesenthal-Barnim kommen auf 13 000 Einwohner und 1800 Gewerbetreibende, erklärte Amtsdirektor André Nedlin. Die größten Betriebe seien das TZMO in Biesenthal und Max-Haus in Ruhlsdorf. Auch Biesenthal-Barnim konzentriere sich auf die Entwicklung der Infrastruktur, darunter den Bau von 160 Wohnungen, einer Kita und einer Dreifeld-Sporthalle in der Stadt Biesenthal.