„Der Magistrat beschließt, den Brandenburger Roland vor dem Altstädtischen Rathaus wiederaufzustellen.“ Das wurde am 6. März 1946 – nunmehr vor einem dreiviertel Jahrhundert – als eine der damaligen Entscheidungen unter Oberbürgermeister Fritz Lange verkündet. Dabei aber stimmte diese Aussage nur bedingt, schließlich hatte der steinerne Geselle immerhin bis Anfang der 1940er Jahre seinen angestammten Platz vor dem Rathaus der Neustadt. Doch der prächtige Bau war bei den erbitterten, völlig sinnlosen Straßenkämpfen zum Ende des Zweiten Weltkrieges weitgehend in Schutt und Asche gefallen. Nur gut, das sich der Recke da längst außerhalb der Stadt befand.
Heimatliebende Brandenburger brachten den Roland 1941 in Sicherheit
Umsichtige, heimatliebende Brandenburger hatten nämlich bereits im Spätsommer 1941 entsprechende Maßnahmen eingeleitet, um ihren geliebten Roland möglichst bombensicher in einer Scheune des Rieselgutes Wendgräben zu lagern. Vor seinem Transport dorthin machte es sich notwendig, den wuchtigen Koloss in mehrere Segmente zu zerlegen. Und als der unselige Weltenbrand endlich der Vergangenheit angehörte, aber das Rathaus eben nur noch eine Ruine war, fiel eingangs genannter Beschluss.
So steht der Roland nun bereits seit 75 Jahrzehnten Posten am „neuen Wohnort“, ist längst Altstädter durch und durch. Wer aber zählt all die Generationen von Einwohnern, die er in unserer Heimatstadt ohnehin schon überlebt hat?! Kann er sich doch damit schmücken, der älteste „Brandenburger“ zu sein.
Er ist der älteste Brandenburger
Denn bereits vor fast 620 Jahren ist er urkundlich erstmals erwähnt worden. Dabei stellte er keinesfalls gleich jene so imposante Figur dar, wie sie heutzutage treu und brav vor dem Altstädtischen Rathaus ihre Wache hält. Zumindest der Sage nach dürfte es 1402 eine Ausführung aus Holz gewesen sein. Der Riese aus Sandstein indes entstand dann 1474. Während seiner mittlerweile weit mehr als 600-jährigen Existenz konnte ihn eigentlich nichts erschüttern. Wer sich die Mühe macht, entziffert am Stützpfeiler auf seiner Rückseite diese Inschrift: „1474 Renovata EST. HAEC STATUA. ANNO 1556 - 1709 - 1930.
„Erneuert ist dieses Standbild im Jahre 1556“
Bedeutet aus dem Lateinischen übersetzt: „Erneuert ist dieses Standbild im Jahre 1556“. Schließlich erhielt die Figur 1709 dann einen aschfarbenen Anstrich, zugleich wurde der Harnisch vergoldet. Lange Zeit verging, ehe 1930 eine gründliche Renovierung den rapiden Verfall des Roland stoppte.
Imponierend erhebt er sich, lässt mit 5,34 Metern Höhe sowie beachtlichen 8,5 Tonnen Gewicht jeden von uns klein erscheinen. Seit über drei Jahrhunderten bemühen sich Wissenschaftler intensiv darum, weitere Erkenntnisse über seine Bedeutung zu erlangen. Fest steht indes, der Roland – er hat derzeit über 50 Artgenossen unterschiedlichster Ausführungen –, symbolisiert mit erhobenem Schwert in der rechten Hand und dem Dolch in seiner Linken das mittelalterliche Recht sowie weitere Privilegien. Das kann sich auf die städtische Gerichtsbarkeit ebenso wie die Marktgerechtigkeit bzw. sogar auf den Königsbann – eine hohe und alte Gerichtsform – beziehen.