Die älteste Nachricht vom steinernen Roland nannte als dessen Standort bereits den Neustädtischen Markt. Dort habe er bis 1716 mitten auf dem Platz „bey der vorigen Corps de Garde“ seine Wache gehalten. Auf Befehl Friedrich Wilhelm I. (Soldatenkönig) wurde der Koloss, weil er beim Exerzieren störe, nun direkt vor das angrenzende Rathaus gestellt. Von dort aus „verfolgte" er nahezu 230 Jahre lang das wechselvolle Geschehen in unserer Stadt; bis zur kriegsbedingten „Verbannung“.
Steht der Betrachter nahezu ehrfürchtig vor der Statue, so dürfte er von ihrem insgesamt guten Zustand überrascht sein. Allerdings weist der Sandstein unterschiedliche Farbtöne und andere Spuren der Zeitepochen auf. In Anbetracht etlicher Maßnahmen zum Wohl des Rolands ist es verständlich, dass er nicht mehr komplett aus Originalteilen besteht.
Rolands Bein-OP 1930
So wurde es 1930 auch notwendig, das arg lädierte rechte Bein und seine Rückenstütze restaurieren zu lassen. Aus Wünschelburger Sandstein fertigte man einen neuen Sockel, den unteren Sandblockteil sowie andere Segmente galt es zu ersetzen. Zudem mussten 89 passende Steinstücke eingearbeitet, mit Schellack eingebrannt und dunkel geätzt werden. Letztendlich erhielt die Symbolfigur eine neue Schwertklinge. Sie aber zerbrach 1972 bei einem Sturm. Ein Metallhandwerker verlieh dem Roland, für den es in den 90er Jahren eine weitere Verschönerungskur gab, wieder seine Würde.
Neben dem großen Schwert erregt der Kopfschmuck das Interesse der Betrachter. Denn da gedeiht in einer Mulde gar eine Pflanze: der üppig wuchernde Hauswurz (Sempervivum). Der Volksmund hat dafür verschiedene Namen, wie z. B. Donnerkraut. Anspruchslos und dickfleischig speichert es das Wasser und widersteht somit trockenen Zeiten. Ein Gelehrter wies im 14. Jahrhundert darauf hin, dass „Zauberkundige“ empfehlen, Hauswurz auf Dächern zu pflanzen, weil es den „donr und das himmelplazen verjag“.
Sagenhafter Roland
Übrigens, um unseren Roland, der zu den schönsten seiner Art gehört, ranken sich etliche Sagen. Die bekannteste berichtet vom Ergreifen des im Diebesgrund hausenden Räubers Habakuk Schmauch. Ein von ihm entführtes Mädchen soll dem Recken berichtet haben, wo der Wegelagerer unweit der alten Heerstraße zu finden sei. Dieses „Gespräch“ vor dem Rathaus der Neustadt wurde „abgehört“, Habakuk Schmauch danach gefasst...
Dem legendären Riesen – eine Kopie steht vor dem Märkischen Museum Berlin –, hatten die hiesigen Altstädter in jüngerer Zeit das Rolandfest bzw. -spectaculum gewidmet. Indes wissen wohl nur noch wenige, dass bis 1953 die jetzige Joliot-Curie-Schule den Namen des so markanten Wahrzeichens trug (offenbar von Übereifrigen in Unkenntnis der Brandenburger Geschichte ausgetauscht!). Dereinst wurde in unserer Stadt eine begrenzte Zahl von Rolandfiguren en miniature aus Lineol gefertigt. Und während der 1920er Jahre schrieb Heimatdichter Willi Schwill fünf Strophen über den „Roland, der Ries’ vor dem Rathaus“. Karl Lauck schließlich titelte „Der große Mann“.