Woher die Jacobstraße ihren Namen hat? Von der Jakobskapelle, die weithin als „Verrückte Kapelle“ bekannt ist. Im Jahr 1892 wurde sie zugunsten der Straßenverbreiterung elf Meter nach Westen verschoben – mittels Holzschienen, Rollen, Druckschrauben und Hebeln, Seife und Talg. Zentimeter für Zentimeter. Drei Tage lang. Gebaut wurde die Jakobskapelle um 1320 und gehörte zum Jakobsspital. Die Ersterwähnung als „Kapelle des heiligen Apostels Jakobus außerhalb der Mauern bei den Kranken‘ reicht ins Jahr 1349 zurück – in eine Zeit, da der Fernhandelsweg von Magdeburg über Ziesar, Brandenburg an der Havel und Spandau nach Posen schon bedeutend war.

Ein Hospital mit Kapelle stand auch vor den Toren der Stadt Brandenburg

Hospitäler samt Kapellen waren an solchen Lebensadern meist vor den Stadttoren zu finden, um kranke Reisende vor der Stadt versorgen und das Einschleppen von Krankheiten verhindern zu können. Auch  war gebräuchlich solche Stätten St. Jakob, dem Schutzpatron der Pilger und Reisenden, zu widmen. Das Jakobshospital in Brandenburg verschwand sechs Jahre nach Verrücken der Kapelle. 1898 wurde es abgerissen, um Mietswohnhäuser an der Straße entstehen zu lassen. Die beim Verrücken baulich veränderte Kapelle blieb.

Das neue Leben der alten Kapelle in Brandenburg

Sie wurde bis in die 1980er Jahre kirchlich sporadisch genutzt und ruhte dann einige Jahre.  Im Jahr 2000 hatte sie die Wredow-Stiftung von der Katharinengemeinde übernehmen können, 2016/17 großteils saniert und von der Erdanschüttung gen Brücke befreit. 2020/21 erfolgt(e) die endgültige Restaurierung, wobei weitestgehend der Ursprungszustand hergestellt wurde – mit Freilegen von Nischen, Becken, Pestspalte und turmseitiger Eingangstür. Und mit Einbau von Strom, Beleuchtung und Wärmequelle, um die Kapelle kulturell nutzen zu können.
Wie eine kleine Kapelle in Brandenburg an der Havel trotz Pest und Lepra Kirche möglich machte
Geschichte und Religion
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Brandenburg an der Havel