Der 25. Oktober 1806 bleibt ein markantes Geschichtsdatum für unsere Stadt. Denn an jenem Sonnabend vor nunmehr 215 Jahren zogen Truppen Napoleons auf der Alten Heerstraße nach ihren Siegen über die alliierten Armeen Preußens und Sachsens in der Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt auch in Brandenburg ein. Immerhin gab es beim Einmarsch nun kein Blutvergießen mehr während dieser Zeit des Vierten Koalitionskrieges (1806/07) innerhalb der sogenannten Napoleonischen Kriege.
Es begann die „Franzosenzeit“, die auch in unserer Havelstadt viel Leid, Elend und Not brachte. Der Heimatschriftsteller Adolf May (1884 bis 1959) widmete sich in seinem Buch „Verklungene Zeiten“ in anschaulicher Weise dieser so bedeutenden historischen Epoche. Wir aber wollen nachfolgend aus einem Schriftstück zitieren, dass man 1809 im neu aufgesetzten Turmknopf der St. Katharinenkirche neben anderen Dokumenten eingelassen hatte. Es sollte der Nachwelt über die Belagerung Auskunft geben. Erstmals seit 1675, als die Schweden auch nach Brandenburg vorgedrungen waren, weilten nun 1806 mit den französischen Siegern wieder fremde Truppen hier.

Als französische Truppen in der Stadt Brandenburg lagerten

„Abends vorher hatten wir die ersten Feinde gesehen, einen Offizier nebst 16 Jägern zu Pferde. Am folgenden Mittag erschien an der Spitze von 25 000 Mann der französische Marschall Bernadotte, Prinz von Ponoto corvo. Sein Einzug geschah durch`s Steinthor“, so die Schilderung in besagtem Dokument. „Plötzlich füllten sich alle Straßen, ein feindliches Heer in einer wehrlosen Stadt! Und eine schreckliche Nacht folgte dem anstrengenden Tage. Düster brannten die Feuer an der Lagerstätte vor dem Rathenower Thore. 9000 Mann hatten theils dort, theils in den benachbarten Doerfern, ihr Lager. Die Übrigen hatte die Stadt aufgenommen; einen Theil sah man Mangel an Raum sogar in den Straßen gelagert.
Da erhöhte dumpfes Glockengeläut die Angst der Gemüther. Zweimal brach an verschiedenen Orten Feuer aus. Denkwürdig wird diese Schreckensnacht allen bleiben, die sie kummervoll durchwacht haben.

„Brandenburg hat den Druck des Krieges in seiner ganzen Schwere ertragen“

Mit Tagesanbruch zogen die Schwärme von Soldaten davon, andere rückten in ihre Stelle. Brandenburg, an der Heerstraße des Feindes gelegen, hat den Druck des Krieges in seiner ganzen Schwere ertragen, wenn es gleich fern war von dem eigentlichen Schauplatz der blutigen Schlachten... Aber in den 26 Monaten, welche die Stadt besetzt war (am 8. Dezember 1808 zogen die Franzosen ab – d. Autor), wachte eine höhere Hand über uns. Mancher ist in Armuth gesunken, aber keiner ums Leben gebracht worden. Keins ihrer Güter hat die Stadt eingebüßt, vor großen Unglücksfällen sind wir bewahrt geblieben, zum Trost der Bekümmerten ist die Religion von ihren Dienern verkündigt worden. Geräumt werden mußte die Johanniskirche für das Aufbewahren der Armeevorräte. Mit brüderlichem Sinn nahm die Gemeinde St. Pauli ihre Mitchristen auf, in deutscher und französischer Sprache wird bis heute dort von den Evangelisch-reformierten Geistlichen gepredigt.“