Seit 2008 befindet sich im ehemaligen Paulikloster in der Neustädtischen Heidestraße 28 das Archäologische Landesmuseum Brandenburg und bewahrt mit etwa 10.000 Exponaten einen bedeutenden Schatz der kulturhistorischen Geschichte des Landes Brandenburg. Ein Jahr lang lüften besondere Exponate ihr Geheimnis, wollen mitnehmen auf eine Zeitreise und auch einladen, – sofern wieder möglich – das Landesmuseum in der Stadt Brandenburg zu besuchen.

Teil IX: Ein slawischer Schild aus Lenzen in der Prignitz

Das Gebiet um Lenzen hat eine bewegte Geschichte. An der Grenze zwischen fränkischem/ostfränkischem Reich und slawischem Siedlungsgebiet gelegen, taucht es ab dem 9. Jahrhundert in den Schriftquellen auf. Die Auseinandersetzungen zwischen Slawen östlich der Elbe und ihren westlichen Nachbarn waren zahlreich. So verwundert es nicht, dass bei Lenzen, im einstigen Stammesgebiet der Linonen, mehrere Wehranlagen nachgewiesen wurden.
2001-2002 fanden in Lenzen Ausgrabungen statt, die Teile der slawischen Befestigungen auf dem Burgberg erfassten. Dendrochronologische Ergebnisse belegen, dass hier um 950 eine erste Burg erbaut wurde. Ihre Existenz war aufgrund von Überschwemmungen von kurzer Dauer. Schon um 980 entstand ein neuer Ringwall in Kastenbauweise. Dieser fiel Ende des 10. Jahrhunderts einem Feuer zum Opfer.

Vor Tausend Jahren

Hierauf folgte die längste und letzte Burgphase in slawischer Zeit. In den Schriftquellen begegnet uns Lenzen nun als Leontium beziehunsweise Lenzin. Hier soll der obodritische Fürst Gottschalk ein Nonnenkloster errichtet und 1066 bei einem Aufstand der Linonen den Tod gefunden haben.  Interessanterweise stammen die reichsten Funde der Burg aus der Zeit nach diesem Ereignis. Ein Reitersporn, Schmuck aus Silber, Glas und Bernstein sowie Knochen von Jagdwild werden auf die Anwesenheit von Oberschicht und Krieger zurückgeführt.

Ein herausragender Fund

Herausragend ist der Fund eines fragmentierten Kampfschildes aus Erlenholz. Das ovale, aus mehreren verleimten Holzlagen gefertigte Stück hat eine Länge von 66 und eine Breite von 71 Zentimeter. Umrahmt wird der Schild von einer Einfassung aus Bastgeflecht. Sechs Kupfernieten mit Eisenköpfen und zwei quadratische Löcher dürften die Reste der einstigen Halterung sein. Eine metallene Schildfessel oder ein Schildbuckel fanden sich nicht. Auf der Außenseite ließen sich jedoch Spuren der einstigen roten Bemalung nachweisen.

Im feuchten Boden konserviert

So sehr die feuchten Bodenverhältnisse den Lenzener Burgbewohnern zu schaffen machten, wir verdanken ihnen die gute Erhaltung dieses Schildes und eine Ahnung von den wehrhaften und wohlfeilen Lebensverhältnissen der slawischen Oberschicht.
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