Die „Franzosenzeit“ mit der Belagerung durch napoleonische Truppen legte unserer Stadt erhebliche Lasten auf. So geht aus späteren Recherchen hervor, dass zwischen dem 25. Oktober 1806 und dem 8. Dezember 1808 immerhin mehr als 400.000 fremde Soldaten im Wechsel einquartiert werden mussten. Und dabei verfügte Brandenburg inklusive seiner Vorstädte derzeit gerade einmal über 1.310 Häuser.
Hinzu kamen außerdem fast 32.300 französische Offiziere und jene, die als solche auch behandelt werden wollten. Allein der Unterhalt der Kommandanten kostete die Kommune 12.637 Taler. Für Kriegskommissaires waren 9.086 und für das Lazarett 24.799 Taler vonnöten. Außerdem empfingen, wie den Überlieferungen ebenfalls zu entnehmen ist, die Generale an Geschenken 2.800 Taler; immerhin 8.719 kamen den Kommandanten zugute.
Zwangsauflage in Gütern oder Geld
Darüber hinaus wurde unserer Heimatstadt u. a. noch eine rund 70.000 Taler umfassende Kriegskontribution (Zwangsauflage in Gütern oder Geld) abverlangt. Weitere finanzielle Verluste erlitt Brandenburg dadurch, dass das hiesige 36. Infanterieregiment aufgelöst werden musste. Andererseits reduzierten sich mit Verlegen der Zoll- und Akzisedirektion nach Potsdam die Einnahmen um mindestens 20.000 Taler.
Eine deutliche Entlastung indes gab es erst – im gesamten preußischen Staat –, als Napoleon die Hauptmasse seiner Truppen für den spanischen Krieg sowie den Kampf mit Österreich abzog. Diese war um so spürbarer, als bis dahin ein französisches Husarenregiment in Stadt und Umgebung wie es hieß „gehaust und durch gänzliche Verzehrung der Futtervorräte eine Teuerung herbeigeführt hatte“. Anerkennung gab es damals jedoch für Bernadotte, der auch als Feind stets Mensch geblieben war.
Ein unerwarteter Hoffnungsschimmer
Ein unerwarteter Hoffnungsschimmer dann für die Havelstädter am 12. Dezember des Jahres 1808: Aus Berlin erschien nach Abzug der Franzosen der tapfere Major Ferdinand von Schill mit einer 60 Mann starken Abteilung seines zweiten Brandenburgischen Husarenregiments. Mit Jubel, festlicher Bewirtung sowie einer zeitgemäßen Stadtillumination gab es für ihn einen tollen Empfang.
Schon vor dem Krakauer Tor wurden diese Soldaten willkommen geheißen und in ihre Quartiere geleitet. So fand dieser eigenmächtige Aufbruch Schills, um das Zeichen zu einer Erhebung Preußens und seine Teilnahme am Freiheitskampf Österreichs zu geben, starken Widerhall. Dem Besuch des Majors, der ebenso begeistert verabschiedet wurde (April 1809), folgte ein herzlicher Briefwechsel mit der hiesigen Stadtbehörde.
Warum Napoleon drohte, Brandenburg niederzubrennen
In Stralsund jedoch fand Schills Unternehmen ein tragisches Ende. Etliche seiner Männer wurden zum Galeerendienst verurteilt. Als sie auf ihrem Weg durch unsere Stadt kamen, gab es Tumult beim inzwischen hier wieder eingezogenen Brandenburgischen Kürassierregiment. Der Chronik zufolge wurde ein Teil dieser Schillschen Husaren befreit. Daraufhin soll Napoleon, der im Oktober 1806 aus Berlin als Siegestrophäe die Quadriga vom Brandenburger Tor nach Paris transportieren ließ, gedroht haben, unsere Churstadt niederbrennen zu lassen. Doch dazu kam es glücklicherweise nicht.
Übrigens, mit den Franzosen begann in Preußen eine Zeit der dringend notwendigen Reformen. So wurde hier an der Havel auf Veranlassung des damaligen „feindlichen“ Kommandanten eine Bürgergarde aufgestellt. Gleichermaßen basiert die 1809 eingeführte Städteordnung auf Errungenschaften der französischen Revolution.