Die Dunkelziffer zu kennen, macht beinah sprachlos, aber nicht ratlos: „Über 86 % aller suchtkranken Familien tauchen im Hilfesystem nie auf. Die meisten ihrer Kinder sind für spezielle Hilfeangebote in der Regel nicht erreichbar“, weiß man beim AH e.V., der 1992 aus einer Alkoholiker-Selbsthilfegruppe hervorging und anerkannter Träger der Jugend-, Sucht- und Wohnungslosenhilfe ist. In Brandenburg an der Havel geht man davon aus, „dass hier besonders viele Kinder und Jugendliche mit einem abhängigkeitskranken Elternteil aufwachsen und somit ein hoher Bedarf an präventiven Maßnahmen besteht.“ Wohl wissend, dass Untersuchungen zeigten: „ein Drittel der Kinder von suchtkranken und psychisch erkrankten Eltern haben ein höheres Risiko, psychische Probleme und eine Suchterkrankung zu entwickeln.“
Stadt und Abhängigenhilfe wollen mit „YoHo“ helfen
Um dem entgegenzuwirken, hat das Gesundheitsamt der Stadt Brandenburg die Teilnahme an einem auf vier Jahre angelegten GKV-Förderprogramm beantragt, bewilligt bekommen und geht nun mit dem AH e.V. in die Umsetzung.
Suchttherapeutin und Zirkuspädagogin Andrea Lemke: „Wir möchten Kindern aus suchtbelasteten Familien mit unserem Angebot aus den Bereichen Zirkus, Spiel- und Erlebnispädagogik einen Raum öffnen, in dem sie regelmäßig und über längere Zeit aus ihrer schwierigen familiären Situation herauskommen und wieder spielend Kind sein dürfen.“ Meta Ramin, sozialpädagogische Tanz- und Bewegungstherapeutin, ergänzt: „Zugleich wollen wir Kindern im geschützten Rahmen die Möglichkeit bieten, offen und angstfrei über Probleme und das Tabuthema Sucht in der Familie sprechen zu können und ihnen dabei das Gefühl vermitteln, dass sie mit ihren Belastungen nicht allein gelassen sind.“
Kinder sollen miteinander in Kontakt kommen und positive Erfahrungen machen
Gemeinsames Ziel ist es, dass Kinder miteinander und im Kontakt mit Erwachsenen positive und verlässliche Erfahrungen machen, sie in ihrer Entwicklung gestärkt und widerstandsfähiger werden. Bestenfalls lassen sich die Eltern aktiv einbeziehen und für die Auswirkungen der Sucht auf ihre Kinder sensibilisieren, was auch ihre Erziehungsfähigkeit positiv beeinflussen und sie motivieren kann, weitere Hilfen in Anspruch zu nehmen.
Andrea Lemke: „Unser langfristiges Freizeitangebot richtet sich an Kinder in der Altersgruppe von 6 bis 12 Jahren. Die Gruppenstunden beinhalten eine klare wiederkehrende Struktur mit Gemeinschaftsritualen, Spielen, Entspannungsangeboten und mit Gesprächsmöglichkeiten, wobei wir über das Wesen und die Folgen der Sucht sprechen, über Gefühle und Erfahrungen. Und es wird gemeinschaftliche Ausflugstage geben.“
YoHo startet am Samstag, den 06.11.2021
YoHo startet am Samstag, den 06.11.2021 mit einem „Familien-Karussell“ für Interessierte von 14:00 bis 16:00 Uhr in der Hofkirche, Jahnstraße 1. Auftakt zu den regelmäßigen YoHo-Treffen mit Kindern ist dann am 10.11.2021 und fortan immer Mittwoch von 15:00 bis 16:00 Uhr.
Anmeldungen sind unter [email protected] möglich, Nachfragen unter 03381/524974 (Meta Ramin).