Sicher, die 1.800 Parkplätze rund ums EKZ waren schon besser gefüllt. Vor allem in den 1990er Jahren, als die Einkaufsparadiese auf der grünen Wiese neu waren und „den Westen“ für die einstigen DDR-Bürger zur Realität werden ließen, derweilen die Innenstädte weiter auf ihre „Wende“ hofften. Das EKZ Wust zählt zu den Frühstartern, wurde im August 1992 eröffnet und sorgte mit seinem Gewerbemix auf 38.000 qm über Jahre für lange Autoschlangen auf der B1. Geschäftswechsel gab es immer mal wieder, doch mehrten sie sich im 21. Jahrhundert. Eigentümerwechsel kamen hinzu. Dazu das stete, aber erfolglose Ringen um die Bahnübergangsbeseitigung in Wust. Und als im EKZ erste Ladenlokale und immer mehr Autostellplätze leer blieben, indes die aufgehübschten Stadtzentren – umzingelt von Discountern und Supermärkten – die Kaufkraft zurück eroberten, befeuerte das die Gerüchteküche. 2017 machte dann die Runde: Modepark Röther komme nach Wust. Jenes familiengeführte Unternehmen, das seit 1972 auf Mode setzt, sie seit 1996 großflächig handelt und inzwischen 44 Häuser in elf Bundesländern platziert hat. Kein Gerücht. Der Modepark kommt und wird das EKZ Wust aus dem Dornröschenschlaf wecken. Allerdings nicht als alleiniger Streiter. Die neuen Center-Eigentümer, Madison International Realty und die Hamburger redos-Gruppe, machen Dampf: redos war bereits 2013 ins Portfolio eingestiegen, zu dem das EKZ Wust gehört. Wo dessen Reise hingeht, zeigen zwei der drei anderen Objekte. In die Revitalisierung des Kaufpark Eiche wurden rund 50 Millionen Euro investiert, in den Havelpark Dallgow annähernd 15 Millionen Euro. Bevor sich dem Kaufpark Dresden-Nickern gewidmet wird, ist das Einkaufszentrum Wust an der Reihe. Mit einer 10-Millionen-Euro-Kur!
„Die Renovierungsarbeiten laufen auf Hochtouren!“, ist auf der Internetseite www.brandenburger-einkaufszentrum-wust.de zu lesen, vor Ort aber nur zu erahnen. Denn das Meiste geschieht hinter geweißten, haushohen Gipskartonwänden. Dahinter: unendliche Weiten! Alle Wände, Auf- und Einbauten sind fort und nur die Stützpfeiler geblieben.
„Durch die Revitalisierung wollen redos, einer der führenden, unabhängigen Handelsimmobilienspezialisten in Deutschland, und der Projektentwickler HLG aus Münster ein attraktives, vielseitiges und barrierefreies Center für alle Generationen schaffen“, hatte redos im November via Presseinformation wissen lassen. Das Einkaufs- und Gastronomieangebot solle abwechslungsreicher gestaltet, die Aufenthaltsqualität spürbar erhöht werden. Erste Zeichen für den Wandel waren die Umsiedlung von Ankermietern wie Spiele Max und Dänisches Bettenlager, der Einzug von Jeans Fritz und Camp David sowie der auf Mieterwunsche erfolgte Rückbau des massigen Gastronomie-Rondells, um die Sichtachsen zu befreien.
„Wir haben für das gesamte Einkaufszentrum ein neues Flächenkonzept entwickelt und setzen bewusst auf eine Optimierung des Branchen- und Mietermixes. Durch den Einzug eines starken textilen Ankermieters wie Modepark Röther erschließen wir neue Kundengruppen für das Center“, ist Carola Obermöller, Managing Director bei redos, überzeugt. Statt einst 74 wird es alsbald 48 Geschäfte geben – bei derzeit 31 Mietern. „Vielversprechende Vermietungsgespräche laufen“, signalisiert Carola Obermöller, hält sich aber mit Namen und Marken noch zurück. Nicht so bei Intersport und KiK: „Sie werden ihre Verkaufsflächen ausdehnen.“ Größter Mieter bleibt mit 8.240 qm Kaufland.
Das neue Erscheinungsbild des Centers wird sich im Laufe des Jahres 2019 offenbaren: ein neues Farb- und Materialkonzept, optimierte Laufwege, neue Deckengestaltung und Toilettenanlagen, endgültige Beschränkung auf drei Zugangsbereiche.
Die Neueröffnung des Einkaufszentrums Wust nach der Revitalisierung ist für das vierte Quartal 2019 geplant. Etwa zeitgleich feiert dann ein personeller Neuzugang einjähriges Mitwirken: Centermanager Torben Seifert. Der gelernte Veranstaltungskaufmann ist zwar erst 27 Jahre alt, aber schon erstaunlich erfahren und insbesondere baustellenaffin. Nach acht Jahren deutschlandweiter Vertriebs- und Marketing-Tätigkeit für die Radisson-Blu-Hotels, darunter einige Neueröffnungen, „wollte ich in den Shoppingcenterbereich wechseln“ und er tat es. Als Mitarbeiter der Unibail-Rodamco-Westfield Group startete er am 1. Juli 2018 in den Riem-Arcaden München, um am 1. Oktober die Leitung des EKZ Wust übernehmen zu können. Seitdem wohnt er in Potsdam und hat in Wust einige Neuerungen eingeführt – einen Newsletter für die Mieter, Gestaltung der Wandflächen für die Kundschaft, regelmäßige Begegnungen. Er spricht Kunden an und fragt nach ihren Centerwünschen, geht morgens um 10 Uhr grüßend durch alle Geschäfte und verabschiedet sich abends. Seifert: „Am 3. Januar werden wir alle gemeinsam aufs neue Jahr anstoßen. 2019 wird ein tolles Jahr!“