Nicht nur Kinder lieben Geschenke, auch Bürgermeister. Und in diesem Fall darf Marco Beckendorf es sogar annehmen, vorausgesetzt, die Gemeindevertretung stimmt dem zu. Am vergangenen Montag wurde offiziell der Staffelstab vom Tourismusverein der Gemeinde Wiesenburg/Mark an die Touristerei übergeben, die dessen Aufgaben übernimmt.
In diesem Zusammenhang gab es ein Zusammentreffen im Rathaus, an dem auch Joachim Gorr als Mitglied der Wohnungseigentümergemeinschaft des Wiesenburger Schlosses teilnahm. Immerhin ist es der guten Zusammenarbeit zu verdanken, dass Teile des Schlosses - vor allem Turm und Torhaus - für öffentliche Veranstaltungen genutzt werden können.
Nach einem Rückblick auf die Arbeit des Tourismusvereins, gegründet einst durch Barbara Klembt als Fremdenverkehrsverein Hoher Fläming e.V., ließ Joachim Gorr endlich die Katze aus dem Sack. Die Eigentümergemeinschaft hat sich entschlossen, der Gemeinde das Innere von Turm und Torhaus zu schenken.
Gemeinde wird Mitglied der Eigentümergemeinschaft und ist damit abgesichert
Joachim Gorr war bei der Aufarbeitung alter Unterlagen auf Verträge gestoßen, die immer wieder erneuert und verlängert werden mussten. Das betraf vor allem Arbeiten, für die Fördermittel eingeworben werden konnten. Daran war stets eine jahrelange Zweckbindung gekoppelt. Mit der Schenkung würde dies entfallen. „Es ist eine Schenkung, damit die Gemeinde abgesichert ist“, so Joachim Gorr, der sich vor einigen Jahren entschlossen hatte, das Innere vom Voreigentümer zu kaufen. Gleichzeitig verbindet er damit auch den Wunsch, dass bei notwendigen Reparaturen an der Außenhülle die Gemeinde aktiv Fördermittel einwirbt. Mit diesem Schritt wäre der Zugriff der Gemeinde auf Torhaus und Turm auf Ewigkeit gesichert. Sie wird dadurch Mitglied der Eigentümergemeinschaft. Damit enden die wiederkehrenden Ängste und Diskussionen bei Vertragsverlängerungen. Da die Schenkung im öffentlichen Interesse ist, darf sie angenommen werden.
Für Hochzeiten auf Schloss Wiesenburg wurde ein Trauzimmer eingerichtet
Inzwischen ist die Touristinformation in das Rathaus gezogen. Dort ist sie barrierefrei erreichbar. Im Torhaus und im Turm wird es Veränderungen geben. Um nach dem Wegfall des Rittersaals wieder Trauungen auf dem Schloss anbieten zu können, wurde dort ein Trauzimmer eingerichtet. Weiterhin muss die Ausstellung modernisiert werden. Das betrifft weniger die Inhalte, eher die Beleuchtung. Zusätzlich sollen digitale Elemente eingebaut werden.
Sanierungs- und Reparaturmaßnahmen am Turm-Rundgang sind zeitnah vonnöten
Sorgenkind ist im Moment der Turm-Rundgang. Gerade am Ausgang zur Aussichtsplattform gibt es morsche Balken, die ein Betreten verbieten. Da muss schnellstens etwas passieren, meint auch Ortsvorsteher Norbert Hesse. „Die letzte Sanierung ist fast 20 Jahre her und gerade an der Westseite ist das Holz besonders anfällig“, erklärte er. Bürgermeister Marco Beckendorf hofft, alles mit einer kleineren Maßnahme beheben zu können, so dass der Turm zu Saisonbeginn wieder betretbar ist. Wer das Schloss besucht, möchte natürlich auch den Ausblick auf die Umgebung genießen.
Touristerei setzt die Arbeit des aufgelösten Tourismusvereins Wiesenburg/Mark fort
Der Tourismusverein, der erste in der Region, hat sich inzwischen aufgelöst. Als klar war, dass das Schloss nicht weiter als Schule und Internat genutzt werden würde, nahmen viele Aktive das Heft in die Hand, um den Tourismus in der Region zu stärken. Das betraf nicht nur den Park, dessen Sanierung Anfang der 90er Jahre schon im Gange war, sondern auch viele andere Veranstaltungen. So wurden das Chortreffen und das Pfingstkonzert aus der Taufe gehoben, das Museum eingerichtet und die Region auf der Grünen Woche und der ITB präsentiert. Es folgten Ausstellungen und ein kleiner Heimatladen im jetzigen Schlosscafé. Anfang der 90er zählte man mehr als 10.000 Besucher pro Jahr. „Die Auflösung bedeutet jedoch nicht, dass es keine touristische Relevanz mehr gibt“, betonte Barbara Klembt. Im Gegenteil, das Schloss und der Park sind neben den vielen Veranstaltungen nach wie vor touristische Highlights. Darum kümmert sich nun die Touristerei. „Es bleibt ein Stück Vermächtnis übrig“, so Barbara Klembt sichtlich bewegt.