Es ist ein Treffen von Freunden, Familien. Ehemalige Jugendliche, heute längst Landtagsabgeordnete oder Lehrer, hatten sich 1990 zusammengefunden, um einen Verein zu gründen. Der Vorsitzende des Bundes zum Schutz der Interessen der Jugend (BSIJ), Michael Mai, und Eberswaldes Bürgermeister Friedhelm Boginski erinnern daran, als sich am Sonnabend Mitglieder und Nutzer zum 30. Geburtstagsfest treffen.
Umbrüche in den Familien
Die Welt brach 1990 in vielen Familien auseinander. Eltern verloren ihre Arbeit, Jugendliche die Orientierung. Der Rechtsradikalismus nahm in jenen Jahren zu. „Wir mussten etwas tun“, sagt der Bürgermeister. Das fanden auch Eltern und Jugendliche. Sie gründeten den Verein, vor allem mit der Intention, in Sachen Umweltschutz etwas zu tun, aber Jugendlichen auch einen Anlaufpunkt zu bieten. Viele Umzüge des Vereinssitzes und Jahre intensiver Jugend- und Sozialarbeit später hat sich der BSIJ etabliert. In der Bahnhofstraße 32 in Finow ist er längst eine feste Adresse für ganze Generationen geworden.
Erlebniscamps als Höhepunkte
Kerstin Hildebrand gehört zum Team aus drei Sozialarbeitern, die für zwei Mädchengruppen und eine im Entstehen begriffene Jungengruppe Ansprechpartner sind. Die erlebnisorientierten Fahrten und Camps, die sonst immer stattfinden, mussten wegen Corona bis auf zwei ausfallen. „Deshalb war die Arbeit für uns doch sehr anders“, beschreibt Hildebrand. Sie ging mit den anderen Sozialarbeitern in Eberswalde auf die Straße. Feste Routen wurden abgelaufen, um die Jugendlichen auch in der schwierigen Zeit des Lockdowns zu erreichen. Nun werde wieder intensiv mit vier Eberswalder Schulen kooperiert. Die Angebote sind beliebt. Die Gäste und Vertreter aus den Schulen überbrachten viele Grüße und Geschenke zum Geburtstagsfest.
Suche nach Helfern reißt nicht ab
Der 40-jährige Lehrer Michael Mai, der dem Verein vorsteht, würdigte die Arbeit der Helfer, betonte aber auch, wie schwer es heute geworden ist, neue Mitstreiter zu finden. Die Finanzierung durch die Stadt Eberswalde und den Landkreis habe sich verstetigt. Das sei in früheren Jahren nicht immer so gewesen. Dennoch lebt der Verein von Spenden und Sponsoren. Man habe viel erreichen können. Schöne und aufregende Erlebnisse wurden bei Verspeisen des gebrutzelten Schweins und Getränken auf dem Hof am Sonnabend ausgetauscht. Viele Erinnerungen aus den Anfangsjahren, als mit Schlauchbooten nach Müll in heimischen Gewässern gesucht wurde, lebten auf.
Kochen mit Jugendlichen
Ehrenamtliche Helfer sind wie Goldstaub, so Mai. Dazu gehört die 72-jährige Gerda Grunow, die mit den Jugendlichen kocht. „Manche können nicht einmal Kartoffeln schälen“, wundert sich die Finowerin. Sie sei mit fünf Geschwistern aufgewachsen, da musste jeder helfen. „Es macht mir Spaß, aber wäre auch schön, wenn sich junge Menschen finden könnten, die mithelfen.“ Einer ist Axel Hübner. Der 56-Jährige wird von seinem Arbeitgeber Lars Koeppe regelmäßig dafür freigestellt, um ehrenamtlich zu helfen. Ein Beispiel, dem andere Betriebe folgen könnten. Viele Gestaltungselemente auf dem Hof in Finow hat Hübner angebracht, Nägel eingeschlagen. „Ich helfe gern, mir macht das echt Spaß“, sagt der Mitarbeiter des Sanitätshauses.
Ganze Generationen geprägt
Der Bund hat ganze Generationen geprägt, auch wenn er klein ist. 30 Mitglieder aus ganz Deutschland unterstützen zahlreiche Jugendliche und Projekte. „Der Verein hat Berufswege mit geebnet“, betonte denn auch der Vorsitzende Michael Mai. Er selbst habe viele Freunde gefunden, die bis heute seine Wege kreuzen. Sein Vater Hans Mai, bis 1995 Bürgermeister in Eberswalde, habe ihn damals mitgenommen. Aufräumaktionen, Zeltlager, viele Geschichten machten am Sonnabend die Runde. Für die Jugendlichen ab zwölf Jahren, die Fragen haben, Probleme in der Schule oder in ihren Familien, ist die BSIJ fester Garant für Sicherheit und Hilfe. Wenn die Unterstützer nicht ausgehen, bleibt das auch weitere 30 Jahre so.