Die Auflage ist bescheiden und mit gerade mal 400 Exemplaren sehr übersichtlich. Gleichwohl sind die Akteure überzeugt, kein Nischenprodukt auf den Markt gebracht zu haben, sondern ein Werk der Eberswalder Standardliteratur. Zumindest für Geschichtsinteressierte. Weshalb Robert Zagolla, Geschäftsführer des be.bra Verlags, gespannt ist, wie lange diese Erstauflage reicht. Die große Resonanz bei der Buchpremiere jedenfalls hat ihn überrascht. Am Dienstagabend wurde im Museum in der Adler-Apotheke das Werk vorgestellt: Brandenburgischer Historischer Städteatlas Eberswalde.
Bürgermeister Friedhelm Boginski, einst Geschichtslehrer und Mitglied im Eberswalder Verein für Heimatkunde, ist sich sicher, dass der Atlas das Zeug zum Bestseller hat. Er komplettiere das Repertoire an Publikationen über Eberswalde. Und: Es ist der erste Städteatlas in ganz Brandenburg.
Weshalb Robert Zagolla denn auch von einer kleinen "landesgeschichtlichen Sensation" sprach. Nach Jahren der Vorbereitung sei es nunmehr gelungen, den Erstling herauszugeben. Weitere Atlanten seien nach diesem Vorbild geplant. Als herausragend bezeichnete der Verleger auch die "innovative, benutzerfreundliche Form". Keine lose Sammlung von Karten, sondern "ein richtiges Buch", eine Publikation in gebundener Form mit dem Urkataster von 1868 im Mittelpunkt und einer DVD-ROM.
Warum ausgerechnet Eberswalde für den Auftakt? Bei der Auswahl und dem Aufstellen einer Liste mit möglichen Kandidaten im Jahr 2015 hatte man sich auf zwei wesentliche Kriterien verständigt, ließ Herausgeber Klaus Neitmann das fachkundige Publikum wissen: den historischen Rang einer Stadt sowie die Überlieferungslage. Für Eberswalde sprachen u. a. die mittelalterlichen Wurzeln, die frühe Industrialisierung und eben der vorhandene Kartenbestand. Zudem, so Neitmann, habe das Autoren-Team in Museumsleiterin Birgit Klitzke und Kreisarchivarin Brigitta Heine vor Ort sogleich zwei engagierte Unterstützer gefunden.
Wobei er die Entscheidung zwischendurch schon etliche Male verflucht habe, gestand der Historiker Alexander Walberg, einer der drei Autoren. Kartografisch betrachtet, liege nämlich über Eberswalde ein Kreuz. Sprich: Die Stadt ist auf vier Blättern abgebildet, die jeweils zusammengefügt werden müssen. Was – auch mit den Mitteln der Digitalisierung – kein ganz einfaches Unterfangen ist, so Walberg, für den der Eberswalder Atlas sein Debüt ist.
Atlasarbeit mit Tradition
Insgesamt umfasst das Werk 200 Abbildungen, die auf anschauliche Weise die Eberswalder Stadtentwicklung darstellen. Beiträge der Historikerin Kristina Hübener sowie von Jenny Wiese über die Ergebnisse archäologischer Grabungen ergänzen die Publikation. Die Atlasarbeit, so heißt es im Vorwort der Herausgeber, habe in Europa mittlerweile eine etwa 50-jährige Tradition. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges sei die Stadtgeschichtsforschung aufgeblüht und habe sich zu einem eigenständigen Forschungszweig innerhalb der Geschichtswissenschaft entwickelt. "Mit dem historischen Städteatlas hat sie ein neues, modernes Instrumentarium zur Verdeutlichung ihrer Anliegen und zur Darbietung ihrer Ergebnisse geschaffen", ist zu lesen.
Info: Der Brandenburgische Historische Städteatlas Eberswalde ist ab sofort im örtlichen Buchhandel erhältlich.