Heike Wähner ist mobil. Sie fährt zur Arbeit nach Eberswalde oder Templin, ist geschwinde bei den Ausschusssitzungen oder Vorortterminen. Dennoch fordert die bündnisgrüne Fraktionschefin im Kreistag Barnim vehement eine kostenfreie Mitfahr-App für den ländlichen Raum. Das Thema wird aktuell noch befeuert.

Zappenduster im Nahverkehr, da können Mitfahrgelegenheiten helfen

Denn, wenn die Busse durch sind, ungewöhnliche Termine oder Veranstaltungen warten, begründet die Brodowinerin, ist es zappenduster im Öffentlichen Nahverkehr. Ähnliche Erfahrungen machte auch gerade eine Familie aus Oderberg, die diese in einer Facebook-Gruppe teilte. „Wir sind die Neuen“, so die junge Frau, die sich im Amt Britz-Chorin-Oderberg als Einwohnerin anmelden wollte. Allerdings ohne Fahrzeug wurde es schwierig, der Termin lag am Nachmittag. Sie fragte: „Kann uns jemand ein Auto leihen?“

Kreis-Tochter Barshare behält Oderberg fest im Blick

Solche Sorgen sind zwischen den Dörfern im Barnim nicht selten. Ob Arzttermin oder schnell zum Einkauf, wer kein eigenes Auto hat, greift zurzeit nur auf die Elektroflotte von Barshare zurück. Doch im Fall der Oderberger Familie Fehlanzeige. Tatsächlich, bestätigt Ina Bassin, Sprecherin der Kreiswerke Barnim als zuständiges Mutterhaus der Tochter Barshare, dass das erst im Oktober für Oderberg bereitgestellte Fahrzeug keinen Hauptnutzer fand. Zwar waren Mitnutzer interessiert, aber der Hauptnutzer fehlte, der das Gros der Kosten übernimmt. Die erwähnte Familie kam über Bekannte ans Ziel, aber Barshare will Oderberg weiter im Auge behalten. „Das ist für uns ein wichtiger Standort, und wir sind dankbar für das Feedback der Familie“, stellt Ina Bassin klar.

Kostenteilung zwischen Kreiswerken und Netzwerkern möglich

Der Bündnisgrünen Wähner reicht das nicht. Sie fordert für die nächsten Beratungen im Kreisausschuss A4 weitere Details von Kreiswerke-Chef Christian Mehnert. Den Antrag hatte sie auch für den Kreistag gestellt. Er wurde zurückverwiesen in den Ausschuss. Das Angebot könnte ergänzend zur Barshare-App installiert werden, um Synergien herzustellen. Etwa 30.000 Euro könnte das nach groben Schätzungen kosten. Die Software-Entwickler, so Heike Wähner, hätten sogar Interesse signalisiert und würden sich beteiligen. Wie diese App einführbar wäre, das müsste klar geregelt werden, sagte Ralf Christoffers (Linke). Die Kreiswerke sollten das genau prüfen und einen Vorschlag unterbreiten. Erst wenn Zahlen und Fakten vorliegen, sei ein Beschluss möglich, so der Abgeordnete.

Kostenanalyse einer Mitfahr-App erst diskutieren

CDU-Fraktionschef Carsten Bruch sah darin ein defizitäres Geschäft. Das Konstrukt Barshare trage sich über Hauptnutzer. Das sind oft Kommunen, aber auch große Firmen, zum Beispiel Wohnungsgesellschaften. Die Mieter würden als Mitnutzer fungieren. Das sei bei der Mitfahr-App nicht möglich. Zu Zeiten von Corona sei das Mitfahren sowieso nicht möglich. Doch Heike Wähner ließ nicht locker und setzte sich durch. In einer der nächsten Beratungen soll Mehnert Fakten vorlegen und eine Analyse zu den Kosten erstellen.

Ausbau der Leihfahrzeuge für 2021 weiter geplant

Aktuell gibt es im Barnim 15 Hauptnutzer. Diese stellen zwischen 30 und 50 Stunden pro Woche den Mitnutzern ihr Fahrzeug bereit. 433 registrierte Fahrer nutzen im Landkreis die Autos. 735 Mitnutzer sind laut Ina Bassin insgesamt registriert. 41 Fahrzeuge sind insgesamt im Einsatz. Sie stehen in Ahrensfelde, Bernau, Biesenthal, Britz, Eberswalde, Melchow und Wandlitz. Vier Lastenräder in Spechthausen ergänzen die Flotte. Für 2021 sind Standorte in Eberswalde, Panketal und Werneuchen geplant. Auch Bad Freienwalde hat einen Barshare-Standort.