Die Gerüchteküche brodelte schon seit einigen Wochen. Nun ist es offiziell. Die Gaststätte "Matisse" im Eberswalder Altstadt-Carée hat Ende September für immer ihre Pforten geschlossen. Damit schließt in diesem Jahr nun schon das zweite Restaurant in der Innenstadt.
"Wir schließen aus wirtschaftlichen Gründen", bestätigt Inhaberin Sabine Wölm, was das Stadtgeplauder bereits seit drei Wochen vermutet. Das Geschäft war finanziell nicht mehr tragbar. Immer weniger Kunden hätten den Weg ins beschauliche Restaurant gefunden. Die Gäste vom Matisse waren nicht die Schnellimbiss-Kunden, sondern diejenigen, die sich bewusst für ein guten Restaurantbesuch entschieden. Mit Gerichten wie "Flankenwechsel", "Frank Zander" und "Die echte Norma" wurde im Matisse kreativ und modern gekocht.
Auf der Facebookseite des Lokals kündigte Wölm die Schließung an: "So liebe Leute, ich mach es kurz und ohne großes Drama ... die letzten Sachen sind geräumt ... das Matisse findet mit Bine ein Ende" beginnt ein längerer Eintrag auf der Internetseite vom Sonntag. Sie dankte ihrer treuen Kundschaft und sagt Lebwohl.
Es fehlten Gäste von hier
In den Kommentaren unter dem Beitrag ist das Bedauern groß. "Tut mir voll leid", schreibt ein Eberswalder. Kommentare wie "Ich war nur zwei Mal bei euch während meinem Studium aber ich bin jetzt traurig", zeigt aber schon, wo das oftmals Problem liegt: Es fehlt schlicht das Stammpublikum. "Uns fehlten die Gäste aus dem Barnim", meint Wölm. Viele Berliner kamen und waren vom Lokal begeistert, so die Gastronomin. Sie habe in den fünf Jahren als Matisse-Inhaberin auch ständig das Konzept den Bedürfnissen angepasst, aber es reichte nicht. Ihre Mitarbeiter konnte Wilms anderweitig unterbringen. "Es landet niemand auf der Straße". Auch sie selbst hat etwas Neues: Sie bleibt der Branche treu, allerdings nicht als Selbstständige, verrät die Gastronomin aus Leidenschaft.
Nach einem Inhaberwechsel für den Standort inmitten der Altstadt gefragt, muss die Betreiberin enttäuschen. "Mehr weiß ich nicht", schreibt sie. Ob der Eigentümer einen anderen Pächter findet, wird sich zeigen.
Damit bricht in der Eberswalder Innenstadt ein weiteres kulinarisches Angebot weg. Erst diesen Sommer machte das vis a vis gelegene "Probier-Mahl" zu, weil es sich nicht rechnete. Über einen Nachfolger dort ist bislang ebenfalls nichts bekannt.
Die Probleme der Gastronomie im Barnim sind hinlänglich bekannt: Personalmangel, viel Bürokratie, Preisdruck und geringe Zahlungsbereitschaft der Kunden. Die Zahl der deutschen Restaurants nimmt im Barnim und anderorts stetig ab. Imbisse und Gaststätten, die von Großfamilien geführt werden, dominieren zunehmend.
"Es war nicht immer leicht aber öfter schön", so Bine Wölm auf ihrer Facebookseite. "Ich danke allen treuen Gästen und denen, die es werden wollten und den verlässlichen Lieferanten, Freunden und Familie für die Geduld, wenn ich zu selten bei euch war und für das Verständnis, wenn ich schlafend am Ostertisch saß.
Gute und schlechte Zeiten
"Ich habe nicht alles falsch gemacht", ist Sabine Wölm überzeugt. Die Gastronomin konnte sogar einige Branchen-Auszeichnungen einheimsen. So führt sie bis dato das Gastro-Bewertungsportal tripadviser als bestes Lokal in Eberswalde. Wer an ihrer Stelle nun nachrückt als Platzhirsch, wird sich zeigen.