„Wenn Männer menstruieren würden, wäre Monatsbinden kostenlos!“ Anke Sieber und ihr Team von Dreist e.V. in Eberswalde wagen sich in diesem Jahr zum Aktionstag gegen Gewalt an Frauen an ein Thema, das alle Frauen betrifft und trotzdem noch tabuisiert wird. „Die Hälfte der Mädchen und jungen Frauen weiß eigentlich kaum etwas über dieses Thema“, merkt Sieber an. „Es geht uns darum, Mythen aufzubrechen. Die Werbung suggeriert uns: Du darfst nicht riechen und musst blumig sein. Es ist ein großes Geschäft, das keines sein dürfte. Diese Hygieneartikel sollten kostenfrei sein.“ Stattdessen zahlte man bis vor kurzem noch eine Luxussteuer auf Menstruationsartikel. Zudem sei die gesamte Industrie unökologisch, mahnt Sieber. Dabei gebe es genug ökologisch sinnvolle Alternativen.
Hohe Kosten durch Hygieneprodukte
Frauen bluten in der Regel im ihrem Leben sechs Jahre am Stück, wenn man es zeitlich aufrechnet. Verschiedene Schätzungen kommen auf Ausgaben von 7.000 bis 14.000 Euro während eines Lebens. „Hier sollte politisch etwas passieren“, so Sieber. Der Grund, warum dieses Thema in den Mittelpunkt des Aktionstages gerückt wird, ist aber tiefgehender. „Frauen sind immer damit beschäftigt, nicht auffällig zu sein. Auch das ist in einer gewissen Form psychische Gewalt“, mahnt Anke Sieber. „Das Thema ist immer noch tabuisiert, sollte es aber nicht.“
Großer Aktionstag
Daher wird es am 25. November auch eine Aufklärungsveranstaltung unter dem Titel „Blutige Wahrheiten – Warum es wichtig ist, über Menstruation zu sprechen“ geben. Ab 17 Uhr wird im Plenarsaal des Kreishauses in Eberswalde in einem geschützten Rahmen über dieses Thema gesprochen. Bereits ab 16.30 wird es eine Lichtprojektion zum Aktionstag am Eberswalder Rathaus geben.
Auch viele Betriebe und Läden im Landkreis Barnim beteiligen sich. „Wir freuen uns, dass wir viele Unterstützer an Bord haben“, sagt Anke Sieber. Daher wird in vielen Läden mit der Aktion „Gewalt kommt mir nicht in die Tüte“ der Aktionstag unterstützt. Im gesamten Landkreis werden viele Bäckereien und Einzelhandelsgeschäfte ihre Produkte in Tüten mit diesem Slogan packen. Insgesamt 50.000 Tüten sind an die Unternehmer verteilt worden.
Die Anmeldung zur Veranstaltung „Blutige Wahrheiten“ erfolgt über die E-Mail-Adresse [email protected]. Die Zahl der Plätze ist coronabedingt begrenzt.
Aktionstag gegen Gewalt an Frauen
Schon seit 1981 organisieren Menschenrechtsorganisationen alljährlich zum 25. November Veranstaltungen, bei denen die Einhaltung der Menschenrechte von Frauen und Mädchen auf die Agenda gesetzt werden. Ins Zentrum rücken dabei die Themen Zwangsprostitution, sexueller Missbrauch, Sextourismus, Vergewaltigung ebenso wie Genitalverstümmelung, Häusliche Gewalt und Zwangsheirat.
Am 17. Dezember 1999 verabschiedet die UN-Generalversammlung eine Resolution, nach der der 25. November zum Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, auch „Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen“, bestimmt wurde. Damals zeigte sich die Generalversammlung „beunruhigt darüber, dass Frauen nicht in den vollen Genuss ihrer Menschenrechte und Grundfreiheiten kommen, und besorgt darüber, dass es nach wie vor nicht gelungen ist, diese Rechte und Freiheiten zu schützen und zu fördern“. Alljährlich soll mit dem internationalen Gedenktag das öffentliche Interesse auf die Gewalt gegen Frauen gelenkt werden und Strategien zur Bekämpfung in den Mittelpunkt rücken
Hintergrund für die offizielle Initiierung des Aktionstages durch die Vereinten Nationen war die Entführung, Vergewaltigung und Folterung dreier Schwestern und ihre Ermordung im Jahr 1960. Die Mädchen waren in der Dominikanischen Republik durch Militärangehörige des damaligen Diktators Rafael Trujillo verschleppt worden.