„In Krisenzeiten zeigt sich der wahre Charakter!“ Dieses Zitat wird dem Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt zugeschrieben. Er hat sich während der Sturmflut 1962 als damaliger Polizeisenator in Hamburg als Krisenmanager bewähren und Anerkennung sowie Ansehen erwerben dürfen, die für seine spätere politische Karriere hilfreich waren. Extreme Situationen bringen den wahren Charakter eines Menschen zum Vorschein, und zwar die besten ebenso wie die schlechtesten Eigenschaften. Das war schon bei vergangenen Krisen so, bei dieser Krise ist es nicht anders.
Familie aus Eberswalde hilft direkt
Auch Olga und Michael Otto zeigen gerade Charakter. „Meine Frau stammt aus der Ukraine und für uns war klar, dass wir helfen wollen und müssen. Nicht nur per Spende, wir wollen selbst anpacken“, sagt Michael Otto. Das Ehepaar, das das Haus am Finowkanal betreibt, hat keine Sekunde gezögert. „Wir sind bereits am Donnerstagabend, dem Tag des Kriegsbeginns, nach Medyka, einem kleinen Grenzort im äußersten Südosten Polens, aufgebrochen. Dort durften wir die Verzweiflung der Menschen gleich live miterleben, aber auch die absolute Hilfsbereitschaft der Menschen vor Ort. Wir haben uns dann ganz spontan entschlossen zu helfen und uns den Helfern hier unten angeschlossen.“
Sofort nach Polen aufgebrochen
Die beiden haben sofort von Polen aus einen Hilfsaufruf gestartet. Schon am vergangenen Montag sind sie wieder mit einer ersten Ladung Sachspenden nach Medyka gefahren in der Hoffnung auch vier Familienangehörige in Empfang nehmen zu können, die nun seit Donnerstagnachmittag bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt an der Grenze ausharren mussten. „Die Hilfsbereitschaft auf unseren Aufruf ist wirklich groß“, bedankt sich Michael Otto. „Wir konnten gleich dringend benötigte Dinge, wie Antibiotika, Verbandsmaterial und Spielzeug mitnehmen. Wir stehen direkt mit Angehörigen der ukrainischen Streitkräfte aus Zhytomir in Kontakt und haben durch diese und die Flüchtlinge hier vor Ort erfahren was genau gebraucht wird.“
Viele Unterstützer
Aktuell konnten sie organisieren, dass ein Militärtransport Medikamente und Verbandsmaterial direkt an der Grenze abholt und ins Gebiet Zhytomir und Kiew bringt. Auch konnten sie schon Schutzwesten für die Bevölkerung der Stadt, in der Olga Otto aufgewachsen ist, organisieren. „Auch mit dem Landratsamt haben wir schon versucht Kontakt aufzunehmen, um dringend benötigte Sandsäcke zu bekommen. Der Rotaryclub sammelt Sachspenden für uns. Einige große Unternehmen der Region helfen. Der Bundesverband mittelständische Wirtschaft hat sofort Unterstützung angeboten“, zeigt sich Otto glücklich über die Hilfsbereitschaft.
Innerhalb kürzester Zeit konnten so fünf mögliche private Unterkünfte für Geflüchtete organisiert werden. Es beteiligen sich auch einige Helfer direkt. „Wir haben mittlerweile zwei Fahrer mit LKW-Führerschein, einen LKW, mehrere Transporter und Anhänger. Auch Schulen aus Berlin starten Spendenaufrufe. Die Spendenbereitschaft ist mittlerweile so groß, dass wir am Samstag wieder mit mindestens einem Transporter und einem Kleinbus fahren werden“, so Otto.
Leute harren bei Minusgraden aus
Das sei sehr gut, reiche aber noch nicht, sagt Otto. „Es fehlt an allem. Hier an der Grenze in Medyka stehen Autos auf etwa 60 bis 70 Kilometer, dazu die ganzen Fußgänger. Wir benötigen Lebensmittel und Verbandszeug, Taschenlampen und Batterien.“ Michael Otto steht persönlich dafür ein, dass die Hilfe direkt ankommt. „Wir können, anders als die Verwaltungen, schnell agieren und unbürokratisch helfen.“ Direkt an der Grenze gibt es eine Schule, erzählt Otto, wo für die Geflüchteten täglich Essen und Getränke zubereitet werden. „Wir verteilen hier zusammen mit den Behörden die Sachen, sehen wie die Leute hier helfen ohne sich Gedanken zu machen über ihre eigene Gesundheit.“
Lobhudelei will Otto dafür nicht. Er sieht es lieber, wenn mehr Menschen mit anpacken. „Wir wollen echte Hilfe, daher fahren wir nun 2 Mal pro Woche runter, helfen hier aus und bringen bei Bedarf Leute zur Grenze und von der Grenze mit.“ Das sei wichtig, sagt er. Denn mittlerweile versuchen einige Menschen Kapital aus den Geflüchteten zu schlagen – mit überteuerten Fahrten in Richtung Deutschland.
Weitere Hilfe wird gebraucht
Helfen könne man an jeder Stelle, sagt Otto. „Geld will hier keiner, denn aktuell können sich die Leute drüben für Geld nichts kaufen. Und außerdem bekommen sie bei Bedarf von den Verwaltungen ganz unkompliziert finanzielle Unterstützung.“ Otto hofft vielmehr auf Sachspenden. „Es geht wirklich um Verbandsmaterial, warme Anziehsachen und solche Dinge. Und natürlich brauchen wir auch immer Leute, die mit anpacken, die uns beim Verpacken helfen. Da sind wir wirklich jedem dankbar und laden jeden ein, zu helfen.“
Wer Michael und Olga Otto unterstützen möchte, kann, darf und soll Kontakt mit Ihnen aufnehmen.
Kontaktdaten von Michael und Olga Otto
Handy: 0152/33680402
Telefon: 03334/3899441 (Dienstag bis Sonntag von 11-14.30 Uhr und Dienstag bis Samstag von 17-22 Uhr)
Email: [email protected]
Telefon: 03334/3899441 (Dienstag bis Sonntag von 11-14.30 Uhr und Dienstag bis Samstag von 17-22 Uhr)
Email: [email protected]
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